Vortrag erstmals gehalten am 3.11.2018 an der Freien Universität Berlin im Rahmen der
Tagung „Frauenraub – Interdisziplinäre Tagung zum Frauenraub im Altertum“ vom 2.-3-11.2018
mit Aktualisierungen
Bild: Das Mädchen von Egtved / Jütland und ein 6-jähriges Kind (im Gefäß neben dem Kopf des Mädchens), das verbrannt wurde (um 1370 v.u.Z.), Quelle: Wikimedia Commons (Roberto Fortuna, Kira Ursem)
Wir sehen in Abb. 1 das berühmt gewordene Mädchen von Egtved, das zusammen mit einem verbrannten etwa sechsjährigen Kind bestattet wurde (Brandreste im Gefäß neben ihrem Kopf). Die 16-18 Jährige stammte, wie anhand der Strontium-Isotopen nachgewiesen wurde, nicht aus Jütland, sondern aus dem Schwarzwald. Die Untersuchung ihrer Haare erwies einen wiederholten Wechsel vom Geburtsort zum Sterbeort in den letzten zwei Lebensjahren, also seit sie 14-16 Jahre alt war.
Wegen ihres Spiralschmucks wurde sie schon als Sonnenpriesterin angesprochen oder als Prinzessin, die nach Jütland verheiratet wurde.
Das Mädchen hätte ein überraschend modernes Leben geführt, titelte die Zeitschrift National Geographic:
„Damit verkörpert sie eine gewisse Mobilität und Weltoffenheit. ‚Wir halten uns heutzutage für sehr fortschrittlich, als wäre die Globalisierung etwas vollkommen Neues‘, sagt Karin Frei (…).
Doch je mehr wir über die Urgeschichte erfahren, desto klarer wird, dass wir bereits global waren.‘ (…) Das Egtved-Mädchen hat also möglicherweise von sich ändernden gesellschaftlichen Bräuchen profitiert, die die Gastfreundschaft förderten und so das Reisen über lange Distanzen ermöglichten und den Grundstein für Handelsbeziehungen legten.“1Keim 2017
Ein viel zu früher Tod. Wer hat hier wirklich von wem profitiert? Ist das Mädchen freiwillig gereist, oder wurde sie vielmehr gezwungen? War sie vielleicht immer wieder geflohen? War es eine Krankheit oder Verletzung, warum die beiden starben, oder war es Mord oder gar Selbstmord? Dies wird nicht einmal angedacht.
Gewalt an Frauen und Kindern ist im Patriarchat aber an der Tagesordnung! Zur Vorstellungswelt eines bronzezeitlichen Gender Mainstreaming passt dies natürlich nicht.
Aktualisierung: Zwischenzeitlich wurde bekannt, dass aufgrund unzureichender Strontium-Isotopen-Daten falsche Schlüsse gezogen worden sein könnten. Die Geologen Erik Thomsen und Rasmus Andreasen sagen, dass moderner Ackerkalk das dänische Wasser verunreinigt hätte. Damit wäre das Mädchen von Egtved wahrscheinlich doch einheimisch. Robert Frei, Ehemann von Karin Frei und Professor am Institut für Geowissenschaften und Naturmanagement der Universität Kopenhagen, hält die Kritik für unhaltbar. Er hätte in einer Studie von 2011 selbst festgestellt, dass Ackerkalk, der vor 100 Jahren erstmals ausgebracht worden sei, keine Auswirkung auf das Wasser gehabt hätte und sich immer noch in den oberen Bodenschichten befände. Dagegen steht nun eine Studie aus dem Jahre 2021 von Zdzislaw Belka, Professor am Institut für Geoökologie und Geoinformation an der Adam-Mickiewicz-Universität in Posen/Polen. Danach deuten „schwankende und teilweise sehr hohe Werte für Strontium in der Landschaft auf der eigenen Strontiumkarte der Kopenhagener Forscher eindeutig darauf hin, dass Verschmutzungen durch Landwirtschaft, Industrie oder Kanalisation aller Wahrscheinlichkeit nach die Strontiummessungen in dänischen Oberflächengewässern beeinflusst haben“ und „daher kann die heutige Isotopenzusammensetzung im Oberflächenwasser und in der Vegetation in Dänemark nicht verwendet werden, um die Strontiumwerte für frühere menschliche Populationen direkt abzuschätzen. Und deshalb kann nicht ausgeschlossen werden, dass die Frau aus der Bronzezeit in Dänemark geboren wurde“, wie Belka gegenüber Videnskab.dk mitteilt. Dies wird von gleich mehreren ProfessorInnen bestätigt. Jedoch, Karin Frei möchte die Kritik nicht anerkennen: sie fände in der Studie von Thomsen/Andreasen nichts, was ihre Interpretation ändern würde. Das Dänische Nationalmuseum, dessen Forschungsprofessorin Karin Frei ist, hat zwar die Schilder geändert, aber die Interpretation berücksichtigt nun „die historischen Fakten, die bei der Analyse archäologischer Funde aufgedeckt wurden“.
Natürlich ändert diese neue Entwicklung nichts an meiner Kritik einer solchen Sicht auf verschleppte weibliche Kinder: Eine beschönigende Interpretation auf der Basis falsch interpretierter Strontium-Isotopen-Daten ist doppelt unhaltbar, obwohl an anderen Stellen verschleppte Frauen gefunden wurden. Denn auch an anderen Stellen ist eine Verschleppung keine zu beschönigende „weibliche Mobilität“, sondern eine Zwangsheirat, welche ein Entführungsverbrechen ist. Dabei spielt es keine Rolle, wie weit das Mädchen verschleppt wurde, ob in einen anderen Landstrich oder ins nächste Haus.
Patrilokalität
Ein anderes Beispiel.
„Unter der Leitung von Stockhammer (…) waren 84 (…) Skelette aus dem südbayerischen Lechtal aus der Zeit zwischen 2500 und 1700 v. Chr. unter die Lupe genommen worden. Die Diversität der mitochondrialen Genome (…) nahm in dieser Zeit stark zu, was auf einen Zustrom von Frauen schließen ließ. Die Analyse (…) bestätigte inzwischen, dass die Frauen großteils nicht aus der Gegend stammten. Dabei gab es auch einen Fund, bei dem zwei genetisch verwandte Menschen, die nur wenige Generationen trennten, mit Beigaben aus unterschiedlichen Kulturen begraben worden waren. Mit anderen Worten: So manche kulturelle Verschiebung in den archäologischen Funden könnte sich auch durch das Einwandern einzelner Personen erklären lassen, ohne die Annahme einer Massenmigration.“2Callaway 2018, S. 57
Soweit diese Bezugnahme auf eine Untersuchung von Skelettresten aus dem Endneolithikum und der Frühbronzezeit, mit der explizit Patrilokalität bewiesen werden konnte. Der Begriff bezeichnet den Zuzug der Frauen zu den Ehemännern.
Im Titel der Original-Studie wird die Patrilokalität schlicht als weibliche Exogamie bezeichnet, also mit ihr gleichgesetzt. Die Resultate würden bestätigen, dass die weibliche Mobilität die treibende Kraft für regionale und überregionale Kommunikation und Austausch am Beginn der europäischen Metallzeiten sei.3Vgl. Knipper 2017
Einzelne oder im großen Stil wandernde Frauen, die Kulturen immer wieder neu beeinflussen, das klingt fortschrittlich und rückt die Patrilokalität in ein sehr gutes Licht. Der Zustrom von Frauen wird sogar biologisch rechtfertigt, denn Exogamie dient ja der genetischen Vielfalt.
Es wird vor allem aber von einer freiwilligen Zuwanderung ausgegangen, denn es wäre ja geradezu zynisch, eine Deportation als Mobilität zu besprechen. Aber allein schon zu früh gestorbene und entwurzelte Frauen oder die abrupte, großflächige Veränderung sprechen gegen harmlose, biologische oder kulturoptimistische Erklärungen. Es wird einfach ignoriert, unter welchen Umständen die Frauen ihren Wohnort wechselten und mit ihren Kindern in der Fremde leben mussten. Und nun dient auch das Lechtal als Beispiel für friedliche Migration, taffe Frauen und gegenseitige kulturelle Bereicherung.
Das Massaker von Talheim (Neckar). Bandkeramische Kultur, Endzeit, ca. 5100 v.u.Z.. Quelle: © Landesamt für Denkmalpflege im Regierungspräsidium Stuttgart
Frauenraub im Befund
Stellen wir diese Beispiele nun offensichtlichen Fällen von Gewalt gegenüber: den bandkeramischen Massakern von Asparn Schletz, Schöneck-Kilianstädten und Talheim.4Aktuell: 2022 wurde auch in Vráble ein weiteres Massaker aus der Bandkeramik entdeckt https://aid-magazin.de/2023/01/12/kopflose-skelette-im-siedlungsgraben-ein-7-000-jahre-altes-massengrab/ Das Fehlen junger Frauen im Befund führte zu der Schlussfolgerung, dass das Tatmotiv Frauenraub gewesen sei.
Die Anwesenheit von Gewalt an Männern führte also zur Annahme von Gewalt an Frauen! Wie oft mag Gewalt an Frauen übersehen worden sein, weil sie an den Skeletten so nicht ablesbar war?5Wie z.B. bei den Massakern von Wiederstedt, Achenheim und Halberstadt oder auch Menneville.
An den Skelettresten von Talheim wurde mit mehreren Studien versucht, Patrilokalität für die Bandkeramik zu beweisen. Ich konnte auf der Basis der Daten nachweisen, dass dieser Versuch gescheitert ist, und wir sogar von Matrilokalität ausgehen können.6Vgl. Uhlmann 2012, S. 121-196; siehe auch Düring/Wahl 2014, S. 22 f Patrilokalität ist nicht einfach eine harmlose Residenzregel von vielen, sie ist keine friedliche, gewaltlose Form des Zusammenlebens7Unter den Studien ist besonders die von Ursula Eisenhauer (Eisenhauer 2003a) zu nennen. Sie versuchte, mit statistischen Mitteln Patrilokalität in Talheim zu beweisen. Matrilokalität ist für sie ein ethnografischer Sonderfall: „Für die Älteste Bandkeramik ist, unter Berücksichtigung des gegenwärtigen Informationsstandes, auch aus ethnologischer Sicht eine matrilokale oder gar matrilineare Organisationsstruktur auszuschließen.“ (Eisenhauer 2003b, S. 328 zitiert nach Uhlmann 2012, S. 160 f)..
Matrilokalität und Matrilinearität
Die Anthropologin Sarah Blaffer Hrdy konnte anhand der besonderen Schwierigkeiten, die die lange Kindheit mit sich bringt, und der Strategien, die Mütter entwickelten, um diese zu bewältigen, aufzeigen, dass Matrilokalität bis in die Jungsteinzeit gelebte Wirklichkeit gewesen sein muss. Sie rekonstruierte die artgemäße Lebensweise von Homo Sapiens auf der Basis ihrer Untersuchungen an Primaten, der Darwinschen Evolutionstheorie mit dem Fokus auf die Sexuelle Selektion, also der female choice8Vgl. Small 1995 und Uhlmann 2015, und der Großmutterthese nach Hawkes9Vgl. Hawkes 2004. Hawkes geht davon aus, dass die Menopause der Menschenfrau und ihre lange Lebensspanne danach selektiert wurde, weil die Großmutter ihrer Tochter bei der Kinderpflege am besten helfen kann, wenn sie selbst nicht mit einem Kleinkind beschäftigt ist. und Beise/Voland10Vgl. Beise/Voland 2002 a und b. Aus den Kirchenbüchern der Halbinsel Krummhörn (Ostfriesland) ging hervor, dass die Kindersterblichkeit in Familien am höchsten war, wenn die Mutter des Kindsvaters mit im Hause wohnte, geringer ausfiel, wenn keine Großmutter im Hause wohnte, und am geringsten war, wenn die Großmutter mütterlicherseits im Hause wohnte. Daraus schlossen sie auf die Matrilokalität der Menschheit als evolutionäre Größe.
Sie hält dazu fest, dass
„ungeachtet dogmatischer Verlautbarungen, wonach Menschen für gewöhnlich ‚eine patrilokale Familienstruktur besitzen‘, weil ‚Söhne in traditionellen Gesellschaften in der Nähe ihrer Familien bleiben, während Töchter fortziehen‘, diese grundlegende Aussage über die menschliche Natur nicht von Daten über Menschen gestützt wird, die tatsächlich als Jäger-Sammler leben.“11Vgl. Blaffer Hrdy 2010, S. 336
Eigentlich ist es einleuchtend: Da wo Kinder aufwachsen, muss es so sicher und verlässlich wie möglich sein. Daher hatten die Mütter der Altsteinzeit sichere und sozial stabile Bedingungen selbst geschaffen.
Urmutter vom Hohle Fels (Schwäbische Alb), 35 – 40.000 Jahre, Urmutter von Lespugue (Frankreich), 25.000 Jahre, Urmutter von Willendorf (Österreich), 23.000 Jahre, Urmutter von Grimaldi (Italien), 21.000 Jahre, Urmutter von Gagarino (Russland), 18.000 Jahre. Bild-Kollage: Gabriele Uhlmann.
Die Matrilokalität von Homo Sapiens führte zwangsläufig zu Matrilinearität. Das ist die Ahnenreihe ausschließlich in der mütterlichen Linie, denn bei Matrilokalität ist die Vaterschaft unbekannt. Nicht nur an der Kunst bis in die Jungsteinzeit können wir das ablesen, sondern inzwischen auch an naturwissenschaftlichen Untersuchungen.
Gerade die altsteinzeitlichen Statuetten stehen für eine Kontinuität, die seines Gleichen sucht. Das, was Hrdy mit Matrilokalität und Matrilinearität benannte, nannte die Archäologin Marija Gimbutas ‚Matrifokalität‘12Vgl. Gimbutas 1996, S. X, S. 346, S.349, S. 352. Matrifokalität hat nichts mit Macht13Also nicht zu verwechseln mit Matriarchat. zu tun, sondern mit Fürsorge und Kooperation, und sie ist unsere artgemäße Lebensweise, die, weil sie angeboren ist, immer noch unser Sozialverhalten mitbestimmt.
Erkennen der Patrilinearität
Die biologische Vaterschaft wurde zwar spätestens in den sesshaften matrifokalen Gemeinschaften erkannt, zur Durchsetzung von Patrilinearität, also der Einheit von biologischer und sozialer Vaterschaft, gab es aber lange keinerlei Veranlassung. Zum mütterlichen Prinzip gehört das bedingungslose Teilen von Nahrung und Heimstatt mit den Kindern, d.h. alles wurde von allen als Eigentum angesehen. Eine Teilung des Besitzes und ein Erbrecht waren daher überflüssig. Alle Kinder wohnten lebenslang in der Sippe. Die Frauen übten ihre Exogamie natürlich matrilokal aus, und die Männer verließen dazu vorübergehend ihre Sippe.
Weil Mütter von Natur aus niemals freiwillig patrilokal leben würden, müssen wir den Schluss ziehen, dass die Frauen von Männern in die Patrilokalität gezwungen wurden und bis heute gezwungen werden.
Warum tun Männer das, laden sie sich damit doch eine Menge Arbeit, Verantwortung und obendrein missmutige Ehefrauen und sexuelle Frustration auf?
Erst unter Patrilokalität kann die Idee der Patrilinearität auch umgesetzt werden. Statt mit Sippen haben wir es dann mit Familien zu tun, deren vornehmste Aufgabe es nicht ist, zum Wohle des Nachwuchses zu wirken, sondern zum Wohle des Vaters und seines Lebenswerkes.
Im Bild Links: Danaë im Turm empfängt den Goldregen des Zeus, Rechts: Odin sticht Brunhilde mit der Dornrose. Quellen: Links Böotische Vase (ca. 450 425 v.u.Z., Louvre, Paris). Wikimedia commons, user: Marie Lan Nguyen; Rechts: Aus: Baker, Emilie Kip. Stories from Northern Myths. New York 1914. S. 202. Wikimedia commons, user: Holt.
Insbesondere die Mythen, in denen Töchter von Göttern oder ihren Vätern eingesperrt werden, wie Persephone, Danaë oder Brunhilde, bilden das ab14Vgl. Uhlmann 2018. Die Verantwortung bleibt einfach bei der Frau, sie muss dafür Sorgen, dass die Arbeits- und Manneskraft des Familienvaters stetig regeneriert wird15Vgl. Hoherz 1991, S. 16, und die Kinder, insbesondere die Töchter, dem Vater Ehre machen.
Wie die Patriarchatsforscherin Stephanie Gogolin treffend sagt, sollten wir nicht dem Irrtum anhaften, dass das Patriarchat einst entstanden sei, damit die Väter soziale Aufgaben übernehmen können. Patrilinearität16Patrilinearität tritt manchmal in Kombination mit Matrilinearität auf, z.B. bei den meroitischen Königshäusern. In diesem als Bilinearität bezeichneten System dient die Matrilinearität der Absicherung der Patrilinearität. Der König musste „göttlicher Abstammung“ sein. Da jedoch nur die mütterliche Abstammung als sicher galt, musste der König das Kind einer königlichen Mutter sein. Dies führte in letzter Konsequenz auch zu den Geschwisterehen: „Nur durch den Inzest mit seiner Schwester konnte der König erreichen, dass der erbberechtigte Sohn seiner königlichen Schwester zugleich sein Sohn war.“ (Bott 2009, S. 71) und Patrilokalität sind die Säulen des Patriarchats, der Herrschaft der Väter, die die Basis jeder Gesellschaft ist. Der Frauenraub steht dabei immer am Anfang des Versuchs, eine Herrschaft aufzubauen.
Patriarchalisierung
IS, Boko Haram und die Taliban führen uns vor Augen, was sich von Anbeginn des Patriarchates abgespielt hat. Sie führen Krieg gegen die sexuelle Autonomie der Frau, also gegen die female choice, in dem Glauben, dass die Frau dem männlichen Fortpflanzungstrieb zu dienen hätte. Es geht Patriarchen nicht nur um Sex, es geht darum, die weibliche Gebärfähigkeit auszubeuten, d.h. möglichst viele Kinder, insbesondere Söhne, zu zeugen und ihrer auch habhaft zu werden.
Die früheste Patriarchalisierung Eurasiens dürfte schon während der sog. Misox-Schwankung vor 8200 Jahren stattgefunden haben, als sich das Klima nachhaltig ungünstig veränderte. Erst Dürre und Hunger ließen die Abhängigkeit der ersten Ackerbauern von konstant günstigem Klima spürbar werden und gaben Anlass, den Anteil tierischer Nahrung deutlich zu erhöhen. Überlebende Männer betrachteten die wenigen Haustiere fortan als ihren Privatbesitz, und trieben sie in das Grasland der Steppen, wo sie sie erstmals zu züchten begannen.
Das neue Besitzdenken erforderte es, viele Söhne zu haben, die die Herden verteidigen und vermehren helfen. Aber ohne Frauen gibt es keine Söhne, woher also nehmen, wenn nicht stehlen?
Über die Isolierung der geraubten Frauen in der Weite der Steppe, ohne den Schutz ihrer Ursprungssippen, und ihren Einsatz als besitzlose Melkerinnen der großen Herden gelang ein relativ stabiles Patriarchat.
Bild: Steppe mit Jurten. Quelle: Wikimedia Commons (Firespeaker)
Auch im Patriarchat der sesshaften Bauern sind Frauen in Wirklichkeit Nomadinnen. Der angeblich von Frauen getragene kulturelle Wandel ist in Wahrheit nur ein Nebeneffekt des sich konsolidierenden Patriarchats, was es aber nicht besser macht. Allein durch Patrilokalität verlieren Mütter, und auch ihre Kinder, für uns unsichtbar ihren bedingungslosen Versorgungsraum. Patrilokalität ist daher keine Win-Win-Situation, nichts, woraus Frauen Vorteile ziehen könnten. Frauen und Kinder verlieren ihre Sicherheit und ihre sexuelle Autonomie. Ihr Selbstbestimmungsrecht bleibt auf der Stecke. Sinn ist der Entzug des alleinigen Rechtes der Mutter und ihrer Sippe an den Kindern, der Zugriff des Vaters. Frauen können daher am Patriarchat nicht egalitär beteiligt werden. Zugestandene gleiche Rechte bleiben jederzeit zurücknehmbar.
Spuren patriarchaler Gewalt gegen Männer: Genetischer Flaschenhals der Y-Chromosomen
Quelle: Diagramme nach https://www.ncbi.nlm.nih.gov. Abgerufen am 1.10.2018
Dass sich das Patriarchat bald auch gegen die Männer selbst gerichtet hat, zeigt der von der ForscherInnengruppe Karmin et al. entdeckte weltweite genetische Flaschenhals vor 7000-10.000 Jahren.17Vgl. Karmin et al. 2015 Die amerikanischen Genetiker Zeng, Aw und Feldman führen die Dezimierung der männlichen genetischen Vielfalt auf Stammesfehden zurück, welche „neue patrilineare Gruppen“ gegeneinander geführt hätten.18Vgl. Zeng et al. 2018 und SU 2018: „Das Rätselhafte daran: Dieser drastische Rückgang traf damals nur die Männer – die Population und Genvielfalt der Frauen nahm während der gleichen Zeit sogar eher zu, wie Analysen der mitochondrialen DNA ergaben. Als Folge kamen damals in vielen Regionen Europas, Asiens und Afrikas 17 Frauen auf nur einen Mann.„ Die Stammesgruppen hätten aus miteinander verwandten Männern bestanden, während die Frauen oft aus anderen Stämmen gekommen seien – oder erbeutet worden seien.
Bild: Tierzucht. Nahöstlicher Viehmarkt: Großvater, Vater und Sohn bieten ihre Tiere an. Bildquelle: Wikimedia Commons (Man77)
Ob alte oder neue patrilineare Gruppen, sie fallen nicht einfach vom Himmel, sondern sie müssen erst hergestellt werden. Es muss dazu eine Nutzanwendung von Patrilinearität gegeben sein, bevor die sie erst ermöglichende Patrilokalität von Männern durchgesetzt werden will. Diese Nutzanwendung war die Viehzucht.
Das Patriarchat ist uns nicht angeboren und wir müssen unsere Matrifokalität fortwährend unterdrücken. Sie ist der Grund, warum wir das Patriarchat in all seinen Facetten nicht völlig widerstandslos hinnehmen können.
Das Patriarchat muss sich daher permanent erneuern und muss dazu Gewalt anwenden. Die durchgesetzte Patrilinearität und die damit verbundene Monogamie ist Gewalt gegen das sexuelle Selbstbestimmungsrecht der Frau und Patrilokalität ist latent wiederholter, institutionalisierter Frauenraub.
Beides ist so freiwillig wie das Kopftuch, welches das Symbol für diese Gefangenschaft ist. Letztlich sind auch die Jungen wie die Mädchen über die Mütter Entführungsopfer.
Theologie als patriarchale Rhetorik
Um Ruhe an der widerstrebenden matrifokalen Front zu haben, schufen Patriarchen eine Theologie, in der das als die natürliche Lebensweise hingestellt wird, und ein gebärender Gott am Anfang aller Dinge steht.19Vgl. Uhlmann 2015
Religion, die strukturelle Gewalt des Gesetzes und die Tradition verleihen schließlich auch noch dem friedfertigsten Mann Macht über seine Frauen und Kinder, und machen also ausnahmslos jeden Ehemann und Vater zum Patriarchen.
Die Religion sei erforderlich, um die angeblich unmoralische, gewalttätige, kriegerische und hypersexuelle Natur des Menschen zu zügeln. Aber allein schon wegen unserer angeborenen hohen Sozialität verabscheuen wir normalerweise Gewalt, dafür brauchen wir gar keine Theologie20Vgl. de Waal 2015, doch der Erhalt des Patriarchates ist davon abhängig, dass Männer Gewalt anwenden.21Universität Bielefeld 2004
Gewalt-Verständnis in der Rechtsprechung
Das erklärt z.B., warum nur ein Bruchteil der Vergewaltigungen bestraft wird, und das Strafmaß gering ist. Mit der puren Angst vor möglicher Gewalt werden Frauen an ihrer freien Entfaltung und der Anklage von Gewalt gehindert. Jede Mutter ist zudem über ihre Kinder erpressbar. Die Zerstörung der sozialen Bindungen und der Umwelt, sowie ein Wirtschaftssystem mit Sachzwängen, alles Gewalttätigkeiten, machen es unverheirateten Frauen und Müttern bis heute unmöglich, ohne aktive Beteiligung am Patriarchat, zu überleben. Die Traumatisierungen können in der nächsten Generation nur kompensiert aber nicht geheilt werden, denn die Familie ist und bleibt der gefährlichste Ort22BKA 2015 und die Basis des Patriarchats.
Quelle: Lebenssituation, Sicherheit und Gesundheit von Frauen in Deutschland. Eine repräsentative Untersuchung zu Gewalt gegen Frauen in Deutschland. Projektteam der Untersuchung am Interdisziplinären Zentrum für Frauen- und Geschlechterforschung der Universität Bielefeld im Auftrag des Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend. 2004. Aus: https://faktenfinder.tagesschau.de/inland/fakten-gewalt-gegen-frauen-101.html
So voller Leid das auch ist, die Patrilinearität bzw. die Identität von biologischer und sozialer Vaterschaft wird auch von Frauen als angeblich gerecht und natürlich mitgetragen; auch hätte angeblich jedes Kind das natürliche Recht seinen Vater zu kennen (Gleichsetzung der Patrilinearität mit Geschlechtergerechtigkeit und Kinderrechten). Denn ausgerechnet die Aufklärung erließ an dieser Stelle ein rigoroses Denkverbot, indem sie die von Darwin entdeckte Sexuelle Selektion, die female choice, nicht für Homo Sapiens akzeptierte, obwohl diese die eigentlich treibende Kraft der Evolution ist.23Vgl. Prum 2017, S. 17 ff. Die Großmutterthese darf offiziell nur eine Hypothese sein und die Urmutter-Statuetten seien nur Sexpüppchen. Wir können hier ein kollektives Stockholm-Syndrom24These nach Stephanie Gogolin. Das Stockholm-Syndrom bezeichnet das kooperierende und solidarisierende Verhalten von Entführungsopfern gegenüber dem Täter. diagnostizieren, schließlich sind wir ja alle Entführungsopfer. In diesem komplexen Mechanismus und in der erzwungenen Vaterbindung liegt der Selbsterhalt des Systems, seine Perpetuierung, begründet.
Foto: Joshua Watson (Unsplash)
Ihrer Natur nach brauchen Mütter und Kinder aber die Absicherung durch die matrifokale Ordnung einer Sippe mit um die 80 Personen. Dieses Grundbedürfnis wurde auf den Vater als Ernährer umgelenkt und heute auch auf die Vollberufstätigkeit der jungen Mutter verengt, was eine absolute Überforderung darstellt. Aus ihrem sozialen Umfeld gerissene junge Frauen und Mütter werden aber nicht als Opfer von tätlicher oder struktureller Gewalt erkannt. Dass Wissenschaftler die Absurdität auch nur in Erwägung ziehen, dass sich weibliche Kinder freiwillig auf einen langen Weg gemacht hätten, ob massenhaft oder einzeln, um einen ihnen unbekannten Landwirt oder Krieger zu ehelichen, bezeichnet auch eine umfassende anthropologische Ahnungslosigkeit. Die Exogamie der Frau mit Patrilokalität gleichzusetzen, ist evolutionsbiologisch schlichtweg unseriös.
Matrifokale Kulturen bis weit in die Jungsteinzeit
Es waren sicher nicht die Sesshaftigkeit und die Erfindung des Ackerbaus, die zu ständig neuen Gesellschaften mit Hierarchie und Krieg führten; sie brachten auch ohne Patriarchat die ersten blühenden Kulturen hervor.
Bildquellen: Links: Wikimedia Commons. Rechts: Eigenes Werk, Archäologisches Museum Ankara
In Çatal Höyük z.B., einer jungsteinzeitlichen Großsiedlung und Ackerbaukultur, die insgesamt 1800 Jahre friedlich und gewaltlos bestanden hatte, musste der Grabungsleiter Ian Hodder die Abwesenheit jeglicher Anzeichen für Patriarchat feststellen. ‚No family plots‘ war das Ergebnis der Untersuchungen der Odontologin Marion Pillard.25Vgl. Owen 2011 Die hier gefundenen ersten Zivilisationskrankheiten nehmen sich gegen die Folgen des Patriarchats geradezu harmlos aus und änderten offensichtlich nichts an der hohen Zufriedenheit der Menschen.
Karte: Jungsteinzeit in Europa. Quelle: Wikimedia Commons (nachbearbeitet)
Auch die Bandkeramiker betrieben Ackerbau und hielten lediglich wenige Tiere. Ihre Migration aus Südosteuropa verlief vollkommen friedlich und neolithisierte die mesolithische Urbevölkerung. Was beide Gruppen einte, war ihre Matrifokalität.26Vgl. Uhlmann 2012, S. 53 ff In den Mittelgebirgen spielte sich aber infolge des Klimawandels am Ende des Atlantikums mit dem Aufkommen der Transhumanz, also der ersten Hirten, ein ähnlicher Mechanismus ab wie in der Steppe. Die Patrilinearität war sozusagen eine Idee, deren Zeit nun auch hier gekommen war.27Vgl. Uhlmann 2012, S. 65 ff Anders als in der Steppe war das Land jedoch vergleichsweise begrenzt. Ohne staatliche Organisation und eine entsprechende Theologie war das Patriarchat in der Sesshaftigkeit nicht aufrecht zuerhalten, und es scheiterte bald, weil rohe Gewalt zur Selbstauslöschung führte.
Bild: Rekonstruktion des Frieses einer Matri-Linie aus Ludwigshafen/Seehalde mit den Originalteilen, Länge 7m, ca. 6000 Jahre alt. Quelle: Veröffentlicht auf SWR2, https://i0.wp.com/www.swr.de
Das Vakuum, das die vielen Massaker und Kleinkriege vor 7000 Jahren hinterließen, füllte sich erneut mit matrifokalem Leben. Die Michelsberger Kultur und die Pfahlbaukultur, von der sich bruchstückhaft ein 7m langer Fries einer matrilinearen Ahnenreihe erhalten hat28Vgl. Schlichtherle 2016, drehten quasi das Rad der Urgeschichte noch einmal zurück, wenngleich auch sie dem Druck der stets überbevölkerten Patriarchate nicht mehr gewachsen waren.
Viehzüchtermentalität – Menschenzucht – Männerüberschuss
Karte: „Reiternomaden aus Zentralasien hinterließen kaum weibliche Spuren im Europäer-Erbgut. Männerüberschuss“. Quelle: https://www.scinexx.de/
Das Patriarchat mit seinem Männerüberschuss und Krieg waren und sind bis heute der Grund für männliche Massenmigrationen. Amy Goldberg und ihr Team konnten dies für die indoeuropäische Einwanderung genetisch nachweisen.29Vgl. Goldberg et al. 2017 Sie ziehen übrigens wie Marija Gimbutas mit ihrer Kurganthese30Vgl. Gimbutas 1996, S. 352 ff den Schluss, dass diese Migration von Viehzüchternomaden eher den Charakter eines Eroberungsfeldzugs hatte.
Bild: Links: Das verlorene Schaf (Der gute Hirte), Willi Langbein, 1930 (Kirche Allermöhe) Rechts: Raub der Sabinerinnen, Albrecht Dürer, 1495 (gemeinfrei)
Es ist bemerkenswert, wie sehr seitdem der Umgang mit Frauen und Kindern – ja der ganzen Menschheit – vom Geist der Tierzucht geprägt ist, daher noch ein paar Worte dazu. Statt einfacher Domestizierung wie in der vorpatriarchalen Jungsteinzeit, haben wir es im Patriarchat mit der gezielten Zucht von Tieren und mit unnatürlich großen Herden zu tun. Die Begriffe Tierhaltung und Tierzucht unterscheiden sich daher inhaltlich, aber auch ideologisch voneinander und sollten nicht einfach synonym gebraucht werden.
Bild: Eine Ziege wird vergewaltigt. Eine Kuh wird vergewaltigt. Quellen: HBLFA Raumberg, Gumpenstein; Wikimedia Commons (Aleks)
Um Tiere zu züchten, müssen wilde Tierweibchen eingefangen und festgebunden werden. Die Züchter ermöglichen es dann ausgewählten männlichen Tieren, die Weibchen zu vergewaltigen. Die female choice der Weibchen wird vollständig unterdrückt. Um einen solchen Tabubruch zu begehen, müssen Männer jede Achtung vor dem mütterlichen Prinzip verloren haben. Auch dass der Beginn des Bergbaus mit dem Beginn des Patriarchats zusammenfällt, dürfte kein Zufall sein, denn zur Verletzung und Ausbeutung von Mutter Natur musste sie ideologisch bzw. theologisch abgewertet werden, und zwar nicht nur als dumme Kuh …
Muttermord
Links: Marduk (re.) tötet die Urmutter Tiamat (li.), rechts: Der Erzengel Michael „rettet“ die Seele Evas, indem er den Drachen (Pfeil) tötet. Quellen: Wikimedia Commons (Georgelazenby)
….sondern auch als böser Drache, der angeblich das Chaos und die Unordnung regiert und einen Schatz bewacht. Ihm oder besser ihr wurde dreist angedichtet, Jungfrauen zu rauben. Eine völlige Verdrehung der Tatsachen.
Die mythische Drachentötung, die für den Mord an Mutter Natur und ihre Ausbeutung steht, und der Frauenraub gehören zusammen und sind in der Mythologie kein aufreizender Plot, sondern die Basis für alles Weitere.
LITERATUR
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- Blaffer Hrdy, Sarah: Mutter Natur. Die weibliche Seite der Evolution. Berlin 2000. Am. Originalausgabe: Mother Nature. Natural Selection and the Female of the Species. Harvard University Press 1999
- Blaffer Hrdy, Sarah: Mütter und Andere. Wie uns die Evolution zu sozialen Wesen gemacht hat. Berlin 2010. Am. Original-Ausgabe: Mothers and Others. The Evolutionary Origins of Mutual Understanding. Harvard University Press 2009
- Bott, Gerhard: Die Erfindung der Götter. Essays zur Politischen Theologie. Norderstedt 2009
- Callaway, Ewen: Prähistorie – Zankapfel Paläo-DNA. In: Spektrum der Wissenschaft. 8/2018. S. 53-57. Original-Beitrag: Nature 555, S. 573-576, 30.3.2018
- De Waal, Frans: Der Mensch, der Bonobo und die Zehn Gebote. Moral ist älter als Religion. Stuttgart 2015. Am. Original-Ausgabe: New York/London 2013
- Düring, Andreas; Wahl, Joachim: Agentenbasierte Computersimulation als Schlüssel zur demographischen Struktur des bandkeramischen Massengrabes von Talheim. In: Fundberichte aus Badenwürttemberg, Band 34/2, Esslingen 2014. https://journals.ub.uni-heidelberg.de/
- Eisenhauer, Ursula: Jüngerbandkeramische Residenzregeln: Patrilokalität in Talheim. In: J. Eckert /U. Eisenhauer/A. Zimmermann (Hrsg.), Archäologische Perspektiven – Analysen und Interpretationen im Wandel. Festschrift für Jens Lüning. Rahden/Westf. 2003a S. 561-573
- Eisenhauer, Ursula: Matrilokalität in der Bandkeramik? Ein ethnologisches Modell und seine Interpretation. In: Archäologische Informationen 26/2 2003b. S. 321-331
- Gimbutas, Marija: Die Zivilisation der Göttin. Die Welt des Alten Europa. Frankfurt a. M. 1996. Am. Original-Ausgabe: The Civilization of the Goddess. The World of Old Europe. New York 1991
- Gogolin, Stephanie: Das patriarchale Stockholm-Syndrom Teil I. Das kollektive Stockholm-Syndrom in der Patriarchose. Online-Ressource vom und abgerufen am 6.9.2019
- Gogolin, Stephanie: Das patriarchale Stockholm-Syndrom Teil II. Die Ehe – ein verinnerlichtes Stockholm-Syndrom. Online-Ressource vom und abgerufen am 13.10.2019
- Goldberg, Amy et al.: Ancient X chromosomes reveal contrasting sex bias in Neolithic and Bronze Age Eurasian migrations. PNAS March 7, 2017 114 (10) 2657-2662; published ahead of print February 21, 2017
- Hawkes, Kristen: Human longevity: The grandmother effect. Editorial. Nature 2004 (428):128-9. doi:10.1038/428128a
http://www.nature.com - Hoherz, Hilde: „… die Arbeitskraft der Frau verwerten, ohne sie der eigenen Haushaltung und der Kindererziehung zu entziehen.“ – Frauenarbeit im Konzept der Industriealisierung am Beispiel des preußischen Saarkohlereviers. In: Saarpfalz. Blätter für Geschichte und Volkskunde. Sonderheft 1991. Frau und Geschichte. Beiträge zur verkannten und verdrängten Wirklichkeit von Frauen. S. 15-28
- Jarus, Owen: No Family Plots, Just Communal Burials In Ancient Settlement. Aus: https://www.livescience.com/ 29.6.2011. Abgerufen am 1.10.2018
- Karmin, M. et al.: A recent bottleneck of Y chromosome diversity coincides with a global change in culture. In: Genome Research 2015; 25(4):459-466. doi:10.1101/gr.186684.114https://www.ncbi.nlm.nih.gov/pmc/articles/PMC4381518/ Abgerufen am 1.10.2018
- Keim, Brandon: Frau aus der Bronzezeit führte überraschend modernes Leben. Aus: https://www.nationalgeographic.de/ 30.3.2017. Abgerufen am 1.10.2018
- Knipper, Corina et al.: Female exogamy and gene pool diversification at the transition from the Final Neolithic to the Early Bronze Age in central Europe. In: PNAS September 19, 2017 114 (38) 10083-10088; published ahead of print September 5, 2017 https://doi.org/10.1073/pnas.1706355114
- Prum, Richard O.: The Evolution of Beauty: How Darwin’s Forgotten Theory of Mate Choice Shapes the Animal World – and Us. New York 2017
- Schlichtherle, Helmut: Mitten im Leben. Kulthäuser und Ahnenreihen. In: 4000 Jahre Pfahlbauten. Begleitband zur Großen Landesausstellung Baden-Württemberg 2016. Ostfildern 2016
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- Small, Meredith M.: Female Choices. Sexual Behavior of Female Primates. Cornell University Press 1995
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- Uhlmann, Gabriele: Archäologie und Macht. Zur Instrumentalisierung der Ur- und Frühgeschichte. Norderstedt 2012
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- Uhlmann, Gabriele: Female choice – unser Menschenrecht. Online-Resource seit 2015: https://blog.gabriele-uhlmann.de/female-choice
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- Voland, Eckart; Beise, Jan: Opposite Effects of Maternal and Paternal Grandmothers on Infant Survival in Historical Krummhörn. In: Behavioral Ecology and Sociobiology, Bd. 52, S. 435, 2002a
- Voland, Eckart; Beise, Jan: A Multilevel Event History Analysis of the Effects of Grandmothers in Child Mortality in a Historical German Population (Krummhörn, Ostfriesland, 1720-1874). In: Demographic Research, Bd. 7, Article 13, 2002b
- Zeng, Tian Chen et al.: Cultural hitchhiking and competition between patrilineal kin groups explain the post-Neolithic Y-chromosome bottleneck. In: Nature Communications Volume 9, Article number: 2077 (2018)
https://www.nature.com/articles/s41467-018-04375-6 Abgerufen am 1.10.2018
- 1Keim 2017
- 2Callaway 2018, S. 57
- 3Vgl. Knipper 2017
- 4Aktuell: 2022 wurde auch in Vráble ein weiteres Massaker aus der Bandkeramik entdeckt https://aid-magazin.de/2023/01/12/kopflose-skelette-im-siedlungsgraben-ein-7-000-jahre-altes-massengrab/
- 5Wie z.B. bei den Massakern von Wiederstedt, Achenheim und Halberstadt oder auch Menneville.
- 6Vgl. Uhlmann 2012, S. 121-196; siehe auch Düring/Wahl 2014, S. 22 f
- 7Unter den Studien ist besonders die von Ursula Eisenhauer (Eisenhauer 2003a) zu nennen. Sie versuchte, mit statistischen Mitteln Patrilokalität in Talheim zu beweisen. Matrilokalität ist für sie ein ethnografischer Sonderfall: „Für die Älteste Bandkeramik ist, unter Berücksichtigung des gegenwärtigen Informationsstandes, auch aus ethnologischer Sicht eine matrilokale oder gar matrilineare Organisationsstruktur auszuschließen.“ (Eisenhauer 2003b, S. 328 zitiert nach Uhlmann 2012, S. 160 f).
- 8Vgl. Small 1995 und Uhlmann 2015
- 9Vgl. Hawkes 2004. Hawkes geht davon aus, dass die Menopause der Menschenfrau und ihre lange Lebensspanne danach selektiert wurde, weil die Großmutter ihrer Tochter bei der Kinderpflege am besten helfen kann, wenn sie selbst nicht mit einem Kleinkind beschäftigt ist.
- 10Vgl. Beise/Voland 2002 a und b. Aus den Kirchenbüchern der Halbinsel Krummhörn (Ostfriesland) ging hervor, dass die Kindersterblichkeit in Familien am höchsten war, wenn die Mutter des Kindsvaters mit im Hause wohnte, geringer ausfiel, wenn keine Großmutter im Hause wohnte, und am geringsten war, wenn die Großmutter mütterlicherseits im Hause wohnte. Daraus schlossen sie auf die Matrilokalität der Menschheit als evolutionäre Größe.
- 11Vgl. Blaffer Hrdy 2010, S. 336
- 12Vgl. Gimbutas 1996, S. X, S. 346, S.349, S. 352
- 13Also nicht zu verwechseln mit Matriarchat.
- 14Vgl. Uhlmann 2018
- 15Vgl. Hoherz 1991, S. 16
- 16Patrilinearität tritt manchmal in Kombination mit Matrilinearität auf, z.B. bei den meroitischen Königshäusern. In diesem als Bilinearität bezeichneten System dient die Matrilinearität der Absicherung der Patrilinearität. Der König musste „göttlicher Abstammung“ sein. Da jedoch nur die mütterliche Abstammung als sicher galt, musste der König das Kind einer königlichen Mutter sein. Dies führte in letzter Konsequenz auch zu den Geschwisterehen: „Nur durch den Inzest mit seiner Schwester konnte der König erreichen, dass der erbberechtigte Sohn seiner königlichen Schwester zugleich sein Sohn war.“ (Bott 2009, S. 71)
- 17Vgl. Karmin et al. 2015
- 18Vgl. Zeng et al. 2018 und SU 2018: „Das Rätselhafte daran: Dieser drastische Rückgang traf damals nur die Männer – die Population und Genvielfalt der Frauen nahm während der gleichen Zeit sogar eher zu, wie Analysen der mitochondrialen DNA ergaben. Als Folge kamen damals in vielen Regionen Europas, Asiens und Afrikas 17 Frauen auf nur einen Mann.„
- 19Vgl. Uhlmann 2015
- 20Vgl. de Waal 2015
- 21Universität Bielefeld 2004
- 22BKA 2015
- 23Vgl. Prum 2017, S. 17 ff.
- 24These nach Stephanie Gogolin. Das Stockholm-Syndrom bezeichnet das kooperierende und solidarisierende Verhalten von Entführungsopfern gegenüber dem Täter.
- 25Vgl. Owen 2011
- 26Vgl. Uhlmann 2012, S. 53 ff
- 27Vgl. Uhlmann 2012, S. 65 ff
- 28Vgl. Schlichtherle 2016
- 29Vgl. Goldberg et al. 2017
- 30Vgl. Gimbutas 1996, S. 352 ff