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Begriffe und DefinitionenBronzezeitMatrifokalitätMatrilinearitätPatrilinearität

Gibt oder gab es matriarchale Gesellschaften? Eine notwendige Stellungnahme von Stephanie Gogolin und Gabriele Uhlmann

By 24. August 2022November 29th, 2022No Comments

“Matriarchale Gesellschaften“ ist ein Begriff, der uns oft begegnet, wenn eigentlich von Matrifokalität, unserem angeborenen Sozialverhalten, gesprochen wird oder von indigenen Ethnien, deren kulturelles Alltagsgeschehen noch im matrifokalem Kontext stattfindet. Von „matriarchalen Gesellschaften“ wird aber auch gern gesprochen, wenn die oberste Gottheit eine Göttin war oder ist und die Frauen „selbstbewusst“ und „emanzipiert“ gewesen sein sollen. „Matriarchale Gesellschaften“ seien egalitär und friedlich und manchmal stünde eine Königin oder sogar ein König an ihrer Spitze, die ihre Untertanen weise regierten.

Die führende Mariarchatsforscherin Heide Göttner-Abendroth setzt der Definition von Matriarchat als „Herrschaft der Mütter“ eine eigene dagegen:

Die begriffliche Verwirrung geht auf die scheinbare Parallele der Begriffe ‚Patriarchat’ und ‚Matriarchat’ zurück. Doch der Schein trügt! In sprachlicher Hinsicht muss man keineswegs der üblichen, vorurteilshaften Übersetzung des Begriffs als ‚Herrschaft der Mütter’ folgen. Das griechische Wort ‚arché’ hat nämlich eine doppelte Bedeutung und heißt sowohl ‚Anfang’ als auch ‚Herrschaft’. Der Begriff ‚Matriarchat’ bedeutet daher korrekt übersetzt ‚am Anfang die Mütter’, und das trifft die Sache. Im Falle der patriarchalen Gesellschaftsform ist hingegen die Übersetzung mit ‚Herrschaft der Väter/Männer’ zutreffend.1https://www.goettner-abendroth.de/matriarchat/der-begriff-matriarchat/ abgerufen am 27.01.2020

Auf diese Weise erfährt man jedoch nicht, dass es der niederländische Rechtsethnologe George Alexander Wilken war, der die Bezeichnung Matriarchat 1884 einführte. In seinem Buch Das Matriarchat (Das Mutterrecht) bei den alten Arabern schrieb er:

„Die Frage nach einem ursprünglichen Matriarchat (Mutterrecht) hat in letzter Zeit die Aufmerksamkeit Vieler auf sich gelenkt. Man weiß, was darunter verstanden werden muss. Das Matriarchat ist die Verwandtschaft durch die Mutter, wie das Patriarchat (Vaterrecht) die durch den Vater ist; bei jenem wird die Abstammung ausschließlich in der weiblichen, bei diesem in der männlichen Linie verfolgt. Von diesen beiden ist die mütterliche Verwandtschaft die am meisten ursprüngliche. Man könnte behaupten, dass sie einer der Phasen ist, welche das Familienleben überall in seiner Entwicklung durchlaufen hat.“2http://menadoc.bibliothek.uni-halle.de/ssg/content/pageview/421896?query=matriarchat abgerufen am 27.01.2020

Wilken sagte damit, dass ein Matriarchat ein umgedrehtes Patriarchat sei, dies, weil er nicht verstanden hatte, dass Patrilinearität („männliche Linie“) nicht einfach der natürliche Gegenpart zur Matrilinearität („weibliche Linie“) ist. Denn Matrilinearität ist die unmittelbare Folge der angeborenen Matrilokalität (Kinder bleiben bei der Mutter) unserer Spezies. Männer stellten eine kulturelle Ideologie von Patrilinearität dagegen. Und nur wenn sie zusätzlich Patrilokalität (Kinder müssen beim Vater wohnen) erzwingen, wird aus der Idee auch eine stabile Realität. Zwar bezieht Wilken sich in der Tat auf den Ursprung, aber er setzt den Begriff mit Bachofens „Mutterrecht“ gleich und schafft damit die Grundlage für die Begriffsverwirrung und angeblich „scheinbare Parallele“. Denn schon bei Bachofen haben wir die Verknüpfung von Recht und Herrschaft.
Der Patriarchatsforscher Gerhard Bott schrieb dazu in der Antwort auf einen Leserinnenbrief, nach dem Bachofen deutlich gemacht habe, dass aus „dem gebärenden Muttertum“ eben nicht „Weiberherrschaft“ aufsteige, sondern „die allgemeine Brüderlichkeit aller Menschen, deren Bewusstsein und Anerkennung mit der Ausbildung der Paternität untergehe“, (sie zitiert Bachofen, 1954, S. 89) das Folgende:

Das ‚Mutterrecht’ ist für Bachofen immer grausam und negativ. (…) Aus Bachofens ‚Mutterrecht‚ geht (…) eindeutig hervor, dass er immer dann, wenn er vom MutterTUM spricht, nicht etwa die fürchterliche Zeit des MutterRECHTS meint, sondern die ‚befriedete Zeit, nach der ‚Versöhnung der Frauen mit dem Primat der Männer. Er bezieht sich damit auf jene ‚gute‘ Zeit, die nach dem Ende des Mutterrechts, der Gynaikokratie oder ‚Weiberherrschaft, ihren Anfang nahm, und zwar durch die ‚Versöhnung’ der Frau mit dem Mann. Erst in der vaterrechtlichen monogamen Ehe, in der sich die Frau dem Mann ‚lustvoll’. unterordnet, wurde das ‚Durchdringen’ der Frau zum ‚Muttertum’ möglich. Das ‚Mutterrecht’, hingegen stellt Bachofen durchgehend als negativen ZERR-Spiegel des ‚Vaterrechts‚, des Patriarchats, dar.3http://gerhardbott.de/zu-den-palaeolithischen-homines-sapientes/mutterrecht-versus-muttertum-bei-bachofen.html abgerufen am 27.01.2020

Schon Bachofens Begriff der Brüderlichkeit hätte aufmerken lassen müssen, dass da etwas grundsätzlich nicht stimmig ist. Der Begriff „Recht“ selbst zeigt auf eine nicht egalitäre Absprache. Denn Recht, auch das sogenannte Mutterrecht, setzt bereits so was wie eine Gesetzeslage (wiederholbare Abmachung oder angeordnetes Gebot) voraus, die verbindlich für bestimmte Interessengruppen und exponierte Personen festgelegt und für diese einzufordern sind. Im Naturkontext gibt es keine Rechte, sondern nur natürliche Effekte, die in evolutionären Abläufen wirksam sind. Beispiel: Das Muttertier zieht ihr Junges auf und wird dabei von einer sie umgebenden Gruppe unterstützt (aus einem angeborenen, epigenetisch hinterlegten, Reflex heraus) oder es ist in der Lage, ihren Nachwuchs selbst zu verteidigen und optimal zu beschützen (siehe einige Raubtiere, hier die größeren Katzenarten). Ein Muttertier kann sich beispielsweise auf kein Recht berufen, ihr Junges störungsfrei aufzuziehen – es muss selbst dafür sorgen bzw. wird bei bestimmten Spezies vor allem der Säugetiere von einer Nähegemeinschaft unterstützt. Die Mensch lebte lange genug innerhalb eines Naturgeschehens, um eine bio-soziale Alltagsethik zu entwickeln, die eine egalitäre Gemeinschaft hervorbrachte und als erfolgreiche Überlebensstrategie epigenetisch verankerte – auf geschwisterlicher Basis, sowie mütterzentriert und vor allem generationsübergreifend.

Der Begriff Mutterrecht ist also der patriarchösen Vorstellungswelt der letzten Jahrhunderte entsprungen und ist in seiner Variante Matriarchat eine ähnlich missverständliche Wortschöpfung.

Ein Recht ist nicht nur als allgemeines Bekanntsein determiniert, sondern gilt auch nicht für jeden. Ein Recht zieht als Einrichtung eine Art Exekutive nach sich, die eingeführtes Recht und Gesetz beaufsichtigt, dessen Einhaltung kontrolliert und gegebenenfalls Sanktionen durchführt.

Matriarchat (als angenommene Gesellschaftsform) sowie Mutterrecht (als eine Art konstituierte Überlieferung) setzt als inhaltlicher Begriff die organisierte Form einer (An)Leitung zur Steuerung des kollektiven Verhaltens voraus – sowie eine Art übergeordnetes Schema, was wiederum einen stringenten komplexen Kommunikationsfluss erforderlich macht, wie wir ihn nicht aus der Natur, sondern nur von Herrschaftsstrukturen her kennen. Eine (Groß)Gesellschaft, die auf dem Primat der Männer basiert, hat nichts mehr mit dem Naturgeschehen einer auf die Mutter bezogenen Gemeinschaftsform zu tun, die evo-biotisch, also damit menschenartgerecht agiert und sich als beginnende Kulturgemeinschaft an überliefertem Brauchtum orientiert, das keinerlei Recht oder Gesetz unterworfen ist.

Ein Recht zu haben, setzt eine Kontrolle der Einhaltung voraus und eine Art Gremium, das die Einhaltungen der Rechte überwacht. Sobald der Begriff Recht ins Spiel kommt, schwingt Instruktion und Herrschaft mit. Nur das willkürliche Herrschaftsverhalten fordert eine Steuerung durch festgelegte Rechte und willkürliche gesetzlich festgelegte Privilegien heraus.

Eine egalitär lebende, auf gegenseitiger Fürsorge beruhende (Mütter)Gemeinschaft bedarf keiner festgelegten (auf Gebote und Gesetzes gestützte) Rechte, hier werden Unstimmigkeiten oder Ungerechtigkeiten ausgeräumt, indem Absprachen im Konsens das Zusammenleben im Sinne einer lebenswerten Gemeinsamkeit ausbalanciert werden.

Die Göttin-Heros-Theorie, eine nicht beweisbare Hypothese

Göttner-Abendroth greift das Mutterrecht des Erzpatriarchen Bachofen auf und verschärft noch das Problem mit ihrer Göttin-Heros-Theorie: Sie zeichnet damit das Vollbild einer patriarchalen Gesellschaft, aber mit weiblichem Vorzeichen, nach der das bronzezeitliche sumerische Ritual der Heiligen Hochzeit das zentrale matriarchale Fest sei. Aus der Warte der Evolutionstheorie stellt es jedoch eine Missachtung der female choice dar, womit es sich um die Vergewaltigung der Priesterin handelt, und auch kulturwissenschaftlich muss es als Initialisierung der königlichen und damit väterlichen Macht gewertet werden. Göttner-Abendroth aber deutet das Wilkensche Matriarchat positiv. Die Unterscheidung sei, dass die Königin/der König nicht grausam sei, sondern eine mütterlich-weise Leitung innehabe. Damit füttert sie unbeabsichtigt aber in fataler Weise den Mythos vom Matriarchat als Frauenherrschaft.

Es sprechen aber alle Indizien dafür, dass die Bronzezeit mit ihrer voll ausgebildeten Kriegstechnik die erste Epoche mit einem flächendeckenden Patriarchat gewesen ist, mit nicht egalitären Hierarchien, ersten Kriegen (beginnend in der Späten Jungsteinzeit), Sklavenhalterei, fundamentaler Frauenunterdrückung und Besitztum des Kindes. All das wurde in den beginnenden kapitalistischen Wirtschaftsstrukturen etabliert. Mit der Schrift, die die Sumerer als angeblich erste Hochkultur ausweist, überlieferten sie ihre in Stein gehauene Königsliste und damit ein rein patrilineares, also auch nach Wilkens, patriarchales Weltbild. Wirkliche Patrilinearität geht immer mit dem völligen Verlust an Selbstbestimmung für die Frau und Mutter einher, und ist damit der Hauptmarker der Patriarchose.

Sumerische Königsliste
Sumerische Königsliste, Larsa/Tell Senkerech (Irak), 1740 v. Chr., Ton, Museum Oxford.
Siehe auch Sumerische Königsliste bei Wikipedia
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Allerdings besteht Heide Göttner-Abendroths großes Verdienst darin, das Volk der Mosuo in Europa bekannt gemacht und damit Beweismaterial geliefert zu haben, dass es Männern nicht schlechter geht, wenn sie keine Macht besitzen. Die Mosuo leben matrilokal und matrilinear, und die Vaterschaft bedeutet ihnen nichts. Kapitalismus ist ihnen unbekannt, denn sie leben subsistent in einer von der Natur begünstigten Umwelt.
Die Mosuo begehen keine Heilige Hochzeit und es gibt keine Königin. Wichtige Entscheidungen, die oft auch erst das patriarchale Umland aufnötigt, werden im Konsens getroffen. Erst auf Befehl der chinesischen Regierung erhielten Männer das Amt des Bürgermeisters. Von den Modernen Matriarchatsforscherinnen werden die Mosuo als „Matriarchale Gesellschaft“ bezeichnet.

Aber ist es sinnvoll ein solches Zusammenleben eine Gesellschaft zu nennen? Und was überhaupt ist eine Gesellschaft?

Befragen wir das Internet, so zeichnet sich ein sehr facettenreiches Meinungsbild, je nachdem, welche Disziplin zu Rate gezogen wird, ob Soziologie, Ethnologie, Staats- oder Wirtschaftsrecht.

Gerhard Bott zog es daher vor, ausgehend von der Begriffsgeschichte, die auf das Zunftrecht der Handwerker mit ihren Lehrlingen, Gesellen, Jungmeistern und Altmeistern zurückgeht, Gesellschaft als eine hierarchische, männerbündische Organisation anzusehen, die er, wie schon der Philosoph Friedrich Schleiermacher, klar von Gemeinschaft abgrenzte4Aus privater Korrespondenz mit Gabriele Uhlmann.

Eine Gesellschaft hat eine hierarchische Struktur. Sie wird durch Gewalt(en) und Verwaltung zusammengehalten. Wir finden hier keine zwingende, die Gesellschaft kennzeichnende Verwandtschaft innerhalb der Bevölkerung.

Gesellschaft ist ein pluralistisches (politisches, wirtschaftliches sowie Personen bezogenes alltägliches) Geschehen in einem begrenzten Territorium bzw. einem ideellen Hoheitsgebiet.
Die ersten, durch Eroberung entstandenen Staatsgebilde (Herrschaftsbereiche) sind die Basis dessen, was wir heute unter Gesellschaft verstehen. Zuvor gab es eine gewachsene indigene Grundbevölkerung, die in der Regel noch keine übergeordnete politische Struktur besaß und sich wie das evolutionäre Lebenssystem selbstorganisierend darstellte, indem notwendige Anpassungen um des Überlebens willen umgesetzt wurden.

Die Archäologin Marija Gimbutas hat mit ihrer inzwischen von der Genetik bestätigten Kurgan-These nachgewiesen, dass die jungsteinzeitlichen, noch matrifokalen Kulturen von Kriegern aus der Steppe Südrusslands unterworfen wurden. Die seitdem Herrschenden sind dabei immer die Abkömmlinge oder Günstlinge der einstmaligen Eroberer aller in der Gesellschaft versammelten Volksgruppen und Kulturen. Sie legte Wert darauf, die vorpatriarchalen Kulturen nicht als Gesellschaft, sondern als Zivilisationen zu benennen. Sie schrieb dazu in ihrem Buch über die Jungsteinzeit im Alten Europa „Die Zivilisation der Göttin“:

Ich lehne die Ansicht ab, dass der Begriff Zivilisation nur auf androkratische Kriegergesellschaften angewendet werden dürfe. Die generative Basis jeder Zivilisation liegt in ihrem jeweiligen Maß an künstlerischem Schaffen, ästhetischen Errungenschaften, immateriellen Werten und Freiheit, die das Leben sinnvoll und lebenswert machen, sowie in einem ausgeglichenen Verhältnis zwischen den Geschlechtern. Die Jungsteinzeit in Europa war keine Zeit ‚vor der Zivilisation‘ (Before civilization – so der Titel eines 1973 erschienenen Buches von Colin Renfrew über Europa zur Jungsteinzeit und Kupferzeit); sie war vielmehr wirklich eine Zivilisation im besten Sinne des Wortes. (…).5Gimbutas, Marija: Die Zivilisation der Göttin, Frankfurt a.M. 1996 (am. Originalausg. 1991)

Im Grunde nimmt also Gimbutas auch hier eine Neudefinition vor, allerdings ohne Verwirrung zu stiften, denn sie kann sich auf die seit Kant und Goethe landläufig positive Konnotation des Adjektivs „zivilisiert“ im Gegensatz zu „unmoralisch“ berufen. Zudem findet sich ungeachtet der historischen Entwicklung in der Sprache eine Abgrenzung der Zivilgesellschaft, also des Bürgertums, vom Militär.
Das Problem ist ein grundsätzliches. Unsere Wirtschafts-, Umgangs- sowie literarische Sprache ist patriarchal. Sie geht auf die Eroberer aus der Steppe, die Viehzüchternomaden waren, zurück. Daher ist sie von Metaphern aus der Viehzucht durchdrungen, insbesondere, wenn es um die Beziehung der Menschen zueinander geht, wie z.B. bei Erziehung, Beziehung und Unzucht oder im Begriff von Zucht und Ordnung. Nachdem sich Ursprachen quasi organisch entwickelt hatten, wurde mit der Patriarchalisierung Sprache von oben vorgeschrieben und damit über große Flächen vereinheitlicht als das, was wir heute „Indoeuropäische Sprachfamilie“ nennen. Sie zeigt sich in Form von einzuhaltenden Sprachformeln (wie Herrscheranreden) und auch das generische Maskulinum stammt aus dieser Zeit. In dem Herrschaftsgebiet, in dem es anfangs nur mündliche Überlieferung gab, war Kontrolle nur mit einer gut organisierten Verwaltung und möglichst einheitlichen Sprache möglich. Die patriarchalisierte Sprache trug dazu bei, unser angeborenes Sozialverhalten, die Matrifokalität, in Vergessenheit zu bringen.

Der veraltete Begriff des Oheims, des Bruders der Mutter, gehört wie auch die Geschwister zu den letzten Resten matrifokalen Verständnisses von verwandtschaftlichem Zusammenleben. Das Wort kennt kaum noch jemand. Allgegenwärtig ist dagegen das Wort Onkel, mit dem sich der Oheim sprachlich durch nichts mehr vom Vaterbruder unterscheidet. Die noch weniger bekannte Muhme als die Bezeichnung der Mutterschwester, ist aus dem Sprachgebrauch fast vollständig verschwunden. Die Muhme besaß vielfach eine besondere Bedeutung. Sie galt da, wo es keine Großmutter im Wohnumfeld (mehr) gab, als Beimutter und manche Frau schätzte sich glücklich, wenn ihre (unverheiratete und Kinderlose) Schwester mit in ihrem Haushalt lebte. Die Patrilokalität war/ist für jede Frau eine strapaziöse Lebensvariante. Die Muhme wurde gern als Patin für ein Kind (wohl vor allem für eine Tochter) genommen und die Pate oder Gode oder die immer noch im hessischen Raum übliche Götti, erhielt so gemeinsam mit der Mutter ein matrifokales Feeling, dessen sie sich meist nicht bewusst waren/sind. Sie folgten damit nur ihrem menschen-mütterlichen Instinkt.

Für das verwandtschaftliche Zusammenleben gibt es heute die Begriffe Familie, Blutsverwandtschaft, Geschlecht, Verwandtschaft, Sippe, Clan, Stamm, und Angehörige.

Familie definiert sich im ursprünglichen (römischen) Sinn lediglich als Hausgemeinschaft und somit als der Herrschaftsbereich eines (privilegierten) Mannes – Familie ist keine konsanguine Zugehörigkeit für alle beteiligten Personen.
Derzeit finden wir unter dem Begriff der Familie die verschiedensten Ableitungen. Im Sinne der Kleinfamilie wird eine alleinerziehende Mutter mit Kindern genauso als Familie bezeichnet, wie ein kinderloses Paar. Der Ausdruck Großfamilie bezieht sich heute eher auf die Anzahl (der Kinder), als auf einen generationsübergreifenden Status, bei dem die väterlichen Großeltern mit im Hause wohnen.

Blutsverwandtschaft (oder durch Geburt verwandt, vornehm auch Geblüt) ist nur im matrilinearen Sinne schlüssig. Hier beziehen wir uns ausschließlich auf die direkte Herkunft innerhalb der weiblichen plazentaren Fortpflanzungslinie, daher bin ich auch als Frau mit meinem Bruder blutsverwandt, mit meinem Vater jedoch nicht (allerdings kann jedeR diesen Punkt sehen wie sie möchte).

Ein Geschlecht bezeichnet miteinander über die väterliche Linie Verwandte, die sich auf einen gemeinsamen adligen Stammvater zurückführen. Es entspricht einer Großfamilie, die hier jedoch aufgrund von Eroberungen und Heiratspolitik nicht auf ein geografisches Gebiet begrenzt ist. In neuerer Zeit kommt der Begriff auch im Bürgertum zur Anwendung, wenn der Stammvater in der Gesellschaft Bedeutung erlangt hat und seine Nachkommen sein Lebenswerk fortführen oder gewisse Bekanntheit erreicht haben.

Verwandtschaft meint heute sowohl Blutsverwandte als auch durch Bereitschaftserklärung verbundene Zusammenlebende, also bei Heirat, Adoption, Pflegschaft, Beziehungsformen aller Art. Umgangssprachlich ist der Begriff der Verwandtschaft in heutiger Anwendung viel weitreichender, als im gesetzlichen oder juristischen Sinne.

Die Sippe wird heute soziologisch praktisch nur als patrilineares Verwandtschaftssystem verstanden, wenngleich der Begriff in der Bevölkerung eher auf die Mutterlinie bezogen ist, und zwar als Sippschaft, die jedoch eine negative Konnotation hat. Die Bedeutung als Mutterlinie geht auf das Althochdeutsche zurück, wo das Wort „kunni“ für die Sippe steht. Dieses Wort geht wiederum auf die Ur-Silbe „kun“ zurück, die „Vulva“ oder „Frau“ bedeutet, z.B. indoeuropäisch Lateinisch „cunnus“ für die Vulva und im ureuropäischen Baskischen „gun“ für Frau.6Vgl. Fester, Richard: Das Protokoll der Sprache. In: Weib und Macht. Fünf Millionen Jahre Urgeschichte der Frau. 3. Aufl., Frankfurt 1983, S. 79-106

Der Clan ist ein (pseudo)patrilinearer Verbund von mehreren Patrilokalitäten (Familien), die einen begrenzten Lebensraum miteinander teilen und einem patriarchalen Kodex unterworfen sind. Es ist üblich, auch sogenannte matriarchale Gruppierungen als Clans zu bezeichnen, weil sie sich heute mit einen Kodex gegen die Patriarchalisierung zur Wehr setzen müssen. Dazu gehört der mütterliche Rat, sich nicht mit Männern des patriarchalen Umlandes zu verpartnern, um nicht von deren Ideologie unterminiert zu werden.

Der Stamm impliziert die Auffassung der sogenannten männlichen Abstammung, eine bis in unser letztes Jahrhundert nicht genetisch nachweisbare Patrilinearität, die sich auf einen mythischen Urvater, aber auch auf ein weibliches Tierwesen, und dessen Sohn zurückführt. Daher ist dieser Begriff in Bezug auf die Matrifokalität, unserem angeborenen Sozialverhalten, ebenfalls unbrauchbar.

Als Angehörige werden heute die entweder unmittelbar (durch Geburt) verwandten, aber auch angeheiratete oder anderweitig (mit und ohne Bereitschaftserklärung) einer Lebens- bzw. Wohngemeinschaft zugehörige Personen verstanden. (Ohne eigene Bereitschaft – z.B. ein junges Kind wird nicht wirklich gefragt, ob es der neuen Lebenspartnerschaft der Mutter beitreten will.)

Für das matrifokale Verwandtschaftssystem gibt es keinen solchen anerkannten, feststehenden Begriff, außer, dass es als „Kultur mit matrilokalen Residenzregeln“ und „Matrilinearität“ besprochen wird. Am ehesten passt der Begriff der Sippe, der jedoch rehabilitiert und attributiv spezifiziert werden muss. Die matrilokale und matrilineare Sippe können wir als eine generationsübergreifende, geschwisterliche und sich aufeinander beziehende Gemeinschaft aller in unmittelbarer Nähe lebenden Gruppierungen, verorten. Sippe deutet hier die direkte mütterliche Bindung an (laut Wahrig Wörterbuch: Gesamtheit der Blutsverwandten). Die konsanguinen7Konsanguine Angehörige sind durch Geburt in Matrilinearität verbunden. (abgeleitet von dem Begriff cognati consanguinii – „von der Mutter her“ siehe Bott, Gerhard, Die Erfindung der Götter, S. 350)
Angehörigen, die Sipplinge, sind über Mutterbindung miteinander verwandt und damit matrifokal.

Matrifokale Völker leben demnach in matrilokalen und matrilinearen Sippen. Nach dem zur Verfügung stehenden Vokabular leben solche über die Mutter nicht verwandten Sippen, die sich sexuell und materiell oder in Ideen austauschen, in Gemeinschaft. Für das außerpatriarchale Leben aller Menschen gibt es bislang keinen unpolitischen, eindeutigen Begriff. Stephanie Gogolins Wortschöpfung „das Matrifokal“ behebt diesen Mangel.

Das Matrifokal ist ihre Bezeichnung für das naturgemäße Bindungssystem der Menschen (der menschlichen Mutter) in einem real vorhandenen, dynamischen Habitat8Wohnplatz von Ur- und Frühmenschen, welches von Beginn des Menschseins als existenzsichernde Schutzsphäre für Mütter und ihren Nachwuchs fungierte.

Matrifokale bestehen aus den konsanguinen Angehörigen (beiderlei Geschlechts), innerhalb der matrilinear und matrilokal sowie generationsübergreifend lebenden frühen Menschengruppen. Das bedeutet: durch Geburt verwandte Menschen interagierten in ihrem Alltag in einer überschaubaren, mutterbasierten und geschwisterbezogenen Fürsorge- also Nähegemeinschaft, in der jedes Individuum integriert und geborgen lebte. Das Matrifokal ist die naturgemäße, menschenartgerechte Fürsorgegemeinschaft.

Matrifokalität – ist unser ur-natürliches Dasein im evolutionär entstandenen Kontinuum des Menschseins und unser angeborenes Sozialverhalten9Zitat von Gabriele Uhlmann – „Matrifokalität ist keine Gesellschaftsform, sondern unser angeborenes Sozialverhalten.“.

Die Menschheit wurde in einem Matrifokal geboren – in einer unmittelbaren Nähe- und mütterlichen Fürsorgegruppe. Diese Form des Zusammenlebens der Spezies Mensch beruht auf biologisch angelegter Bindung, ist also die natürliche, durch Evolution entstandene menschliche Überlebensstrategie. Das Matrifokal ist die Basis des menschenartgerechten Kontinuums.

Die Mosuo leben demnach in Matrifokalen. Sie sollten nicht als Gesellschaft verallgemeinert werden. Auch die Kulturen der vorpatriarchalen Zeit waren keine Gesellschaft. Das laut oder deutlich zu sagen, erregt jedoch regelmäßig den Protest der Matriarchatsforscherinnen, die den Begriff Gesellschaft offenbar für ein Prädikat, einen Ehrentitel halten. Für Heide Göttner-Abendroth ist Matriarchat nach eigener Aussage ein Kampfbegriff, also ein politischer Begriff. Daher wird er auch und insbesondere der vorpatriarchalen Zeit, als die Matrifokale noch nicht um ihre Existenz gegen das Patriarchat kämpfen mussten, nicht gerecht.

Ein weiterer Denkfehler der „Matriarchatsfrauen“ besteht darin, zu glauben, dass eine Königin mit ihren Untertanen und Besitztümern Egalität auf dem Programm hätte. Da, wo Macht ist, ist auch Machtmissbrauch nicht weit. Da, wo es Herrschaft gibt, ent- und besteht inhumane Hierarchie. Rechte, die Gleichheit garantieren sollen, können jederzeit von einer herrschenden Persönlichkeit oder Gruppierung zurückgenommen werden. Egalität darf daher nicht mit Gleichberechtigung verwechselt werden. Gemäß obiger Ausführungen kann Gleichberechtigung nur eine Rechtsform sein aber keine natürliche Eigenschaft.

Im Mainstream ist Matriarchat ein Schimpfwort

Wie bereits angedeutet, gelten im allgemeinen Verständnis „Matriarchale Gesellschaften“ als noch viel schlimmer als das Patriarchat, denn dort würden ja Männer unterdrückt. Frauen zu unterdrücken wäre nach dieser Logik völlig in Ordnung. Zu diesem Umkehrkehrschluss kommt mann aber nicht, leider auch nicht die Frauen. Die so unbedingt beschworenen „Matriarchalen Gesellschaften“ hat es nie gegeben. Daher kann auch niemand wissen, ob eine matriarchale Gesellschaft schlimmer wäre als eine patriarchale Gesellschaft. Ein Beispiel einer solchen Umkehrung der Verhältnisse ist der Umgang mit dem „Megxit“ (Austritt von Prinz Harry und Herzogin Meghan aus dem engl. Königshaus). Darüber schreibt die Journalistin Margarete Stokowski:

„‚Die Zeit’ schreibt: ’Früher endeten die Märchen so, dass die Frauen den Prinzen heiraten durften, im modernen Märchen entführen sie ihn aus dem Palast, um fortan in Kanada zu leben.’ Eine Entführung also.“10https://www.spiegel.de/kultur/meghan-markle-die-eigentliche-queen-kolumne-a-9cbe281d-72ae-413c-bf27-f423cfbfb98a abgerufen am 21.01.2020

Das entspräche natürlich dem Mythos vom schrecklichen Matriarchat. Solange ein Mann „seine Frau“ „entführt“, solange ist das völlig in Ordnung. Der Euphemismus für diese Entführung ist die „Heimführung der Braut“. Dass ein Partner dem anderen folgt, wird natürlich nicht als Entführung gewertet, sondern als normal angesehen. Die Betroffenen (in der Regel die Frau) unterwerfen sich dabei (den Interessen des männlichen) Partners. In der Soziologie wird das Patrilokalität genannt, was als Begriff ebenso harmlos daher kommt, wie wir es schon bei Wilken beobachtet haben. Die Ehe ist in der Tat eine Entführung der Frau, denn unser angeborenes Sozialverhalten kennt keine Patrilokalität, sondern nur Matrilokalität, die wiederum keinen Vater kennt. Der Megxit zeigt: erst, wenn es einen Mann trifft, er also heimgeführt wird, erkennen die Leute, dass es sich um eine Entführung handelt.

Dem Mann mutet man das im sozialen Alltag11Gerät ein Mann im patriarchösen Milieu in Gefangenschaft oder in Sklaverei, wird ihm jedoch, auch als Kind, jedes Leid zugemutet. nicht zu. Es ist allein dem Sohne vorbehalten, lebenslang bei seiner Mutter wohnen zu bleiben, er darf die Mutter-Kind-Bindung solange leben, wie er will, die Tochter aber nicht. Die Mutter-Sohn-Dyade, bis heute verehrt in Maria mit dem Jesuskinde und ihren religionshistorischen Vorläufern, ist in gewisser Weise der letzte Rest gelebter Matrifokalität, aber unter dem Dach der Väterlichkeit. Im Gegensatz dazu muss die Tochter ihre natürlichen Bindungen lösen, insbesondere die zur Mutter. Von jedem Mädchen, jeder Frau wird erwartet, dass sie sich einem (nicht verwandten) Mann (oder einer anderen Person) auf Lebenszeit anschließt, als wäre sie kein fühlendes Wesen mit einem Begriff von „zuhause“, „Heimat“ oder „Familie“, oder wie wir das sonst auch immer nennen mögen, als sei sie eine Sache, die klaglos den Besitzer wechselt. Auch die moderne Grausamkeit eines verordneten sog. Wechselmodells gehört hier hin. Das Kind wird wie eine Sache eventuell jahrelang zwischen den getrennten Eltern hin und her gereicht.

Es ist für alle, Männer, Frauen und Kinder, in der Regel ein schwerer persönlicher Einschnitt, aus den vertrauten Bindungen gerissen zu werden. Das wird in unserem kulturellen Verständnis verdrängt. Mobilität gilt sogar als Ausdruck einer anzustrebenden Unabhängigkeit. Tatsächlich gerät die Mutter durch Mobilität in noch größere Abhängigkeit vom Kindsvater, da sie ihr seit Kindheit aufgebautes, vertrautes Netzwerk verliert.

Gesellschaftsleben ist eine nicht naturgemäße Form des menschlichen Zusammenlebens und je komplexer und damit unübersichtlicher eine Gesellschaft für das Individuum ist, desto ungeborgener muss es in ihr leben. Wir haben hier bereits den verstörenden Effekt, dass sich die Mensch per se in den bestehenden gesellschaftlichen Zusammenhängen verlassen fühlt.

Das kollektive Stockholmsyndrom

Die patriarchal performte Gesellschaft ist ein einziges Geiseldrama und damit ein Verbrechen, dessen Opfer wir alle sind. Was wiederum bedeutet, wir konnten in diesen Verhältnissen nur halbwegs überleben, indem wir ein kollektives Stockholmsyndrom entwickelten. Im westlichen Kulturkreis ist es üblich, in die vorhandene Patrilokalität hineingeboren zu werden. Da die sogenannte Patrilinearität ohnehin nur ein gewaltsam aufrecht gehaltenes Ideengebäude ist, sind nach wie vor Angstauslöser, Denkgebote und Tabus erforderlich, um das Stockholmsyndrom zu füttern. Nur über die geistige und gefühlsmäßige Hörigkeit gegenüber den Geiselnehmern, ist die anonyme Masse der Gesellschaft steuerbar.

Das kollektive Stockholmsyndrom, ohne das die Patriarchose nicht dauerhaft funktionieren würde, entstand unter den Bedingungen von Heimatlosigkeit, Kriegsschrecken, Gefangenschaft, Verschleppung, Sklaverei und als deren zivilisiert geltenden Form, der Ehe – die Zugehörigkeit zu einem Mann.

Die gewaltsam eingeführten patriarchalen Strukturen vereinzelten Menschen, die sich wiederum in Interessengruppen auf androzentrierter Basis zusammenschlossen oder in die Unterdrückung gezwungen wurden. Hier traf es vor allem und allen voran die Leben erhaltende Fraudie Mutter. Und eigentlich noch bevor sie Mütter wurden – die Töchter der „Anderen“ waren ab nun der Kern der Begierde, die Beute. Die von den ersten Geiselnehmern verschleppten Töchter sind die Mütter, die uns ihr überlebensnotwendig entwickeltes Stockholmsyndrom vererbten, auch indem sie es wie ein Brauchtum pflegten.
Die Unterwerfung unter die Gewaltstrukturen des uns umgebenden gesellschaftlichen Aggregatzustandes ist Teil unserer weiblichen Identität geworden. Wir sind kulturell auf den Mann geprägt, da er als patriarchaler Herrschaftsvertreter seine Vorgaben als Gesetzmäßigkeiten festlegt, bestimmt, kontrolliert und durchsetzt.

Ein entscheidender Hinweis auf unsere exzellente Konditionierung wird in dem Beispiel sichtbar, dass kaum eine alleinerziehende Mutter, die es in unserer Gesellschaft zuhauf gibt, auf die Idee kommt, mit ihren Kindern zu ihrer Mutter zurückzukehren und vielleicht noch ihre Schwester mit ins Boot zu holen. Selbst wenn die Großmutter auch ohne Mann lebt, kommt es zu keinen wirklichen matrifokalen Allianzen. Das Dogma des angeblich „natürlichen Biotops“ Gesellschaft ist zu stark in uns verankert – durch permanente Gehirnwäsche und väterlichen Territorialanspruch, selbst wenn diese Väter als Person im Lebensraum von Müttern und Kindern gar nicht mehr vorkommen.

Die Gesellschaft in die wir hineingeboren wurden, die uns erzieht und züchtigt, ist der Nährboden für das Stockholmsyndrom, das uns nicht selbstbestimmt denken und handeln lässt. In einem Matrifokal gäbe es keine Bedrohungssituationen und beides wäre völlig unspektakulär möglich.

FAZIT

Es gab weder matriarchale noch matrifokale Gesellschaften. Gesellschaft ist ein Gebilde, bestehend aus teilweise anonym interagierenden Gruppierungen und bindungslos gemachten Einzelpersonen in einem ansonsten unverbindlichen System, das durch ideologische Vorgaben gesteuert wird. Es gab im naturgemäßen menschlichem Kontinuum keine zugewiesene Zugehörigkeit, wie wir sie heute verinnerlicht haben, sondern eine gewachsene, muttergebundene Angehörigkeit. In einer Gesellschaft sind Menschen in der Regel nicht verwandt im Sinne einer unmittelbaren geburtlichen Zu- bzw. Angehörigkeit, obwohl solche Konstellationen in gesellschaftlichen Strukturen vorhanden sind und auch sein müssen, um die menschliche Reproduktion innerhalb der Gesellschaft zu sichern. Gesellschaft ist eine Errungenschaft patriarchaler Herrschaft und deren bindungsloser Ideologie.

Als Kennzeichnung von Gesellschaft finden wir sozio-kulturell-politische Labels vor wie patriarchal, feudal, Sklaven haltend oder die modernen Formen des Kapitalismus oder Imperialismus. In diese illustre Reihe sollen Gemeinschaften gestellt werden, die von Matriarchatsforscherinnen als „matriarchale Gesellschaft bezeichnet werden. Dieses Bestreben wäre also wirklich zu überdenken.
Wir hoffen damit deutlich gemacht zu haben, dass wir nicht mit anderen Denkerinnen konkurrieren, sondern aufklären möchten und an einer konstruktiven Definitionsarbeit interessiert sind. Im Allgemeinen leiden Frauen an einem Mangel an Loyalität und gegenseitiger Akzeptanz, weshalb es auch für forschende Frau nicht einfach ist, sich auf Augenhöhe zu begegnen. Schließen möchten wir daher mit einen Zitat von Mirna Funk:

“Wir machten ein bisschen Small-Talk, bestellten Getränke und das Essen, und als alles nach 15 Minuten auf dem Tisch stand, sagte sie zu mir: ‚Ich finde die Quote unnötig. Sexismus habe ich noch nie erlebt, sondern nur große Unterstützung von Männern erfahren. Das größte Problem sind die Frauen selbst. Sie stehen sich im Weg, sind illoyal und schaden sich gegenseitig.’ Ich starrte auf meinen Teller, rollte traurig die Pasta auf meine Gabel, verdrehte vor Erschöpfung die Augen, ohne dass sie es sehen konnte, und antwortete nur: ‚Ja, das mit der fehlenden Loyalität ist wirklich schade.’“12https://editionf.com/wie-gehe-ich-mit-frauen-um-die-feminismus-unnoetig-finden/ abgerufen am 7.2.2020

Lüneburg und Braunschweig 12.02.2020