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Frauen in der Politik? – Eine zielorientierte Nestbeschmutzung

By 9. April 2025April 11th, 2025No Comments

Im Bild: Gertrude Guillaume-Schack (1845-1903) Gemeinfrei

… Frau Guillaume Schack1Gertrude Guillaume-Schack (1845-1903), geb. Schack von Wittenau, war eine Aktivistin der zweiten Internationale, Frauenrechtlerin und Gründerin des Deutschen Kulturbundes. hielt im Arbeiterinnen-Verein vor etwa 300 Frauen und mehreren Männern, darunter sozialdemokratische Abgeordnete, einen Vortrag, in dem sie die Notwendigkeit betonte, daß die Frauen sich um die öffentlichen Arbeiten kümmern, daß sie das aktive und passive Wahlrecht erhielten, event. durch Strikes höhere Löhne erzielten ⁊c. In die Debatte griff ein zunächst die bekannte Frau Staegemann, welche namentlich den reichen Damen die Putzsucht vorwarf; andere Frauen traten für das Wahlrecht der Frauen ein; wenn erst Frauen im Reichstage säßen, würde es der weiblichen Arbeiterwelt besser gehen. Der sozialdemokratische Abg. Bock ist für die Bewegung der Arbeiterfrauen, rät aber davon ab, sich zuweitgesteckte Ziele zu setzen, während der ebenfalls sozialdemokratische Abg. Stolle die Frauen ermahnt, ihre Männer zur Beteiligung an der politischen Bewegung (d.i. sozialdemokratischen) anzufeuern. Unter ähnlichen Redereien schloß die Versammlung um 11 ½ Uhr nachts. So geschehen in der deutschen Residenz am Donnerstag den 12. März 18852NWVZ vom 15.3.1885, S. 2

Kapitel 1 – Die Ausgangslage und die Quote

Drei Jahre vor dieser Versammlung nannte sich die erste Frau „Feministin“, und zwar die Französin Hubertine Auclert (1848-1914), die sich als eine der ersten Frauen für das Frauenwahlrecht einsetzte.3Privater Feminismus ist sicherlich so alt wie das Patriarchat. In der Französischen Revolution entwickelte sich erstmals eine Bewegung. Die Begründung für die Forderung war von Beginn an, dass es Frauen besser gehen solle und dass sie mehr Geld verdienen würden. Es sollten Frauen in die Politik kommen, damit konkrete Ziele im Parlament zur Sprache kommen und so die Chance besteht, dass etwas erreicht wird. Es ging also noch nicht um Parität und nicht um gleiche Teilhabe um ihrer selbst willen. Vielleicht, weil sich für Verbesserungen auch schon früh Männer einsetzen, war eine 50:50-Parität noch gar nicht im Gespräch, und die Abstimmung 1918 für das Frauenwahlrecht war ja auch eine reine Männerabstimmung. In der Theorie also braucht es nur Männer mit einer feministischen Einstellung, dann können Frauen alle Rechte haben. So provokant das ist, so wenig realistisch ist das natürlich, denn wir leben trotz gesetzlicher Gleichstellung im Patriarchat.
Es war die KPD, die 1932 die Frauenquote erfand, und zwar „ein Viertel bis ein Drittel“. Erst die Grünen forderten die 50:50-Quote und setzten sie auch durch. In keiner anderen Partei haben auch die Frauen, die kein Ministeramt innehaben, so viel Macht. Die Frauenquote ist also keine urfeministische Forderung, aber sie ist eine linke. Obwohl auch längst auf der rechten Seite Frauen sitzen, ist diese Forderung noch lange nicht Konsens.
Es scheint heute bei vielen Frauen der feste Glaube umzugehen, dass es in unserem Patriarchat nur deshalb keine Gleichstellung gäbe, weil es die paritätitsche Beteiligung der Frauen in der Politik noch nicht gibt. Aber stimmt das überhaupt? Frauen haben natürlich seit jeher an Politikerinnen die Erwartung, dass sie etwas für die Verbesserung von Frauenleben tun. Politikerinnen haben, da sie ohne Frauenbewegung gar nicht im Amt wären, die moralische Pflicht das auch zu tun! Alles andere wäre und ist Verrat. Dass sie diesen Grundsatz in den letzten Jahren mit Füßen treten, lässt mich an der Idee der Quote zweifeln, nicht nur das, ich halte sie für nicht zielführend, sogar kontraproduktiv und daher für rückständig. Doch meine Argumente sind nicht die üblichen vom Stammtisch, sondern die einer Patriarchatsforscherin.

Etwas Bevölkerungsstatistik

Schon die Überprüfung der harten Zahlen lässt an der Zweckmäßigkeit der 50:50-Quote zweifeln. Die 50:50-Quote geht davon aus, dass gleich viel Frauen wie Männer existieren. Im Jahr 2022 gab es etwa 4.024.000.000 Männer und Jungen und 3.976.000.000 Frauen und Mädchen auf der Welt. Das heißt, von den ca. acht Milliarden Menschen sind 50,3 Prozent männlich und 49,7 Prozent weiblich (Stand: 2022). Der Anteil der Frauen könnte über 50% liegen, denn durch Femizide, Unterernährung der Mädchen mit Todesfolge und die Tötung von weiblichen Embryonen, steigt der Anteil der Männer weltweit.
Veraltete Zahlen, die immer noch unhinterfragt herangezogen werden, veranschlagen das evolutionäre sekundäre Geschlechterverhältnis von 100 weiblichen Neugeborenen zu 107 männlichen Neugeborenen4Diese Zahlen erhob der amerikanische Ethnologe William Tulio Divale 1972 bei sog. Naturvölkern. Obwohl sie Populationen betreffen, die keine offene Manipulation der Reproduktion vornehmen, handelte es sich dennoch um Völker, in denen Ehen geschlossen werden, also patriarchalisierte Völker. Divale hatte die Prinzipien von Matrilinearität und Patrilinearität und deren Zustandekommen nicht durchstiegen, wie ich es bereits an anderer Stelle (Uhlmann 2012) ausgeführt habe. Die Zahlen können damit nicht den Anspruch erheben, das natürliche sekundäre Geschlechterverhältnis der Spezies Homo Sapiens widerzuspiegeln., also 48,3% weiblichen und 51,7% männlichen. Neuere Zahlen veranschlagen 105 männliche Neugeborene, also 51,2%, was kaum einen Unterschied ausmacht. Wesentlich für diese Zahlen ist ein schwerer methodischer Fehler: Der Einfluss der männlichen Kontrolle auf die weibliche Reproduktion bzw. die Unterdrückung der Female Choice5Sexuelle Selektion nach Darwin: vollständig freie Wahl des Sexualpartners durch die Weibchen. Siehe verlinkter Text. in der Ehe – die nichts anderes als Menschenzucht ist –, wurde und wird dabei aber bis heute nicht nur unterschätzt, sondern er bleibt unberücksichtigt. Einzig Zahlen aus ursprünglichen Matrifokalen6Das Matrifokal bezeichnet „ein real vorhandenes, naturgemäßes, dynamisches Habitat, das von Beginn des Menschseins als existenzsichernde Schutzsphäre für die Mütter und ihren Nachwuchs fungierte. In der Regel bestehend aus konsanguinen Angehörigen beiderlei Geschlechts innerhalb der frühen matrilinear und matrilokal sowie generationsübergreifend lebenden Menschengruppen. Was bedeutet: durch Geburt verwandte Menschen interagierten in ihrem Alltag in überschaubaren mutterbasierten und geschwisterbezogenen Fürsorge-Gruppen, in denen in der Regel jedes Individuum von der Geburt bis zum Tod, integriert und geborgen lebte.“ (Gogolin 2022) sind daher vertrauenswürdig, können aber nicht erhoben werden, weil nur unkontaktierte Völker hierfür in Frage kommen. Auch Neo-Matridurate7Ich definiere das Matridurat als ein Matrifokal (vgl. Gogolin 2022), das vom Patriarchat umgeben und bedroht ist und sich erfolgreich, bewusst und resilient mit Regeln und/oder mittels Verteidigung gegen die patriarchale Einverleibung schützt., wie die Mosuo in Südchina, haben eine patriarchale Vorgeschichte, sind also genetisch überformt und existieren noch nicht lange genug, als dass die patriarchalen Zuchteffekte aus den Genen ausgemendelt wären.8Vgl. Uhlmann 2024 In Deutschland lebten nach Statista.com im Jahr 2023 8.463.400 Menschen, davon ungefähr 42,9 Millionen Frauen und 41,8 Millionen Männer. Das entspricht einem Verhältnis von 50,7% zu 49,3%. Das sind also, anders als in der Weltbevölkerung, mehr Frauen als Männer. Aber auch hier schwand bereits in den letzten Jahrzehnten der Frauenanteil durch die Migration von überwiegend jungen Männern. Das bedeutet einerseits, dass das angeblich natürliche Geschlechterverhältnis von 50:50 falsch ist, eben das Patriarchat unberücksichtigt lässt, und andererseits, dass Deutschland scheinbar weniger patriarchal ist als der Weltdurchschnitt, sich dies aber schon bald ändern wird.

Etwas Genetik

Vereinfachend wird seit dem letzten Jahrhundert von einen 50:50-Verhältnis ausgegangen, es sei die natürliche Verteilung. Diese Annahme passt ideologisch zur patriarchalen Grundannahme der Natürlichkeit der monogamen Ehe, dem Paar. In allen kleinen Urmenschen-Populationen jedoch muss es wesentlich mehr Frauen gegeben haben, denn es waren immer die Mütter, Schwestern und Großmütter, die die im Vergleich zu anderen Arten sehr lange Kindheit begleiteten. In diesen Matrifokalen lebten auch die Brüder und Onkel der mütterlichen Linie, jedoch hatten sie biologisch gesehen eine Schutzfunktion nach außen und stellten Kontakte zu anderen Matrifokalen her, um die Exogamie in matrilokaler Ausübung zu fördern. Diese hohe Anzahl von Frauen muss – ebenso wie unser angeborenes matrifokales Sozialverhalten – in den ursprünglichen Matrifokalen genetisch verankert gewesen sein, bevor das Patriarchat im wahrsten Sinne des Wortes zuschlug. Dazu passt ein neuer jungsteinzeitlicher Befund aus der Nekropole von Panoría (Südspanien), wo doppelt so viele Frauen bestattet worden waren wie Männer.9Vgl. ScienceVega 2024 Auch haben jüngst amerikanisch-chinesische Wissenschaftler ein Gen identifiziert, dass dafür verantwortlich sein soll, dass in manchen Familien nur Mädchen geboren werden. „Verursacht wird die mädchenfördernde Mutation durch den Austausch nur einer einzigen Base im Code der DNA, wie das Team berichtet. Diese Punktmutation liegt in der Nähe des Gens ADAMTS14. Gene aus der ADAMTS-Familie sind dafür bekannt, an der Spermienbildung und Befruchtung beteiligt zu sein.10Vgl. Song/Zhang 2024 Die Entdeckung soll in der Tierzucht erprobt werden, so dass mehr Kühe als Stiere geboren werden und mehr Hühner als Hähne. Es ist nur eine Frage der Zeit, wann sie auch beim Menschen Anwendung findet. Dann können wenige Potentaten noch zu ihren Lebzeiten zahllose Kinder mit den eigenen Genen mithilfe missbrauchter Frauenkörper produzieren, ohne dass es eine Fabrik mit sog. künstlichen Gebärmüttern braucht.
Eine entsprechende Mutation, mit der Familien nur Jungen bekommen, wurde noch nicht gefunden. Gefunden wurden aber zwei weitere Mutationen, die eventuell auch an der Geschlechtsverteilung beteiligt sind. Es muss Phasen geben, in denen das heute seltene „Mädchen-Gen“ gehäuft auftritt, sonst hätte es sich nicht so lange gehalten. „Umgekehrt nehmen in Phasen, in denen weniger Jungs zur Welt kommen, Mutationen zu, die für mehr männliche Babys sorgen“, so die Mutmaßung, die auf einer Beobachtung beruht.11Krapp 2024 Anderenfalls käme es nicht zu dem 50:50-Verhältnis. Diese Phasen-Theorie, entwickelt von dem britischen Evolutionstheoretiker Ronald Fisher (1890-1962)12In der Studie wird noch differenziert: „In most dioecious species, especially mammals, the population-level sex ratio (fraction of males) at birth, or PSR, is approximately 0.5, meaning that roughly equal numbers of males and females are born in a population. This parity is commonly explained by Fisher’s principle, an idea that can be traced back to Charles Darwin, Carl Düsing and Ronald Fisher„. (Song/Zhang 2024), korreliert mit dem Sinuskurvenmodell der Zukunfts- und Patriarchatsforscherin Riane Eisler, wonach im Patriarchat Zeiten starker Frauenfeindlichkeit Kriegen vorausgehen.13Eisler 2005, S. 233 Dass plötzlich mehr „Mutationen“ für Jungen sorgen, muss erst noch bewiesen werden, klar ist schon jetzt, dass das patriarchale Zuchtprogramm künstlich eingreift.

Nun, jedes Gen hat einmal als Mutation angefangen und setzte sich als Anpassung durch. Ich vermute, dass diese heute als Mutation gesehene Besonderheit, die auf dem Chromosom Nr. 9 liegt, ursprünglich in vorpatriarchaler Zeit nicht die Ausnahme, sondern die Regel war, und zwar als Anpassung an die lange Kindheit. Das Patriarchat mit seiner Viehzüchtermentalität hat sie demnach einfach weggezüchtet, z.B. indem Töchter als minderwertig galten, die keine Brüder hatten. Damit würde sich heute die vorpatriarchale Genetik gelegentlich noch als vermeintliche Mutation zeigen.
Da viele Parameter, soziale und genetische, in das Geschlechterverhältnis einfließen, ist es statistisch zwingend, dass sich die Unterschiede zwischen einzelnen Populationen verwischen, je großer die Bevölkerungszahl wird. Während Matrifokale stabil bleiben, solange keine Naturkatastrophe eintritt, führen patriarchale Populationen immer zu Überbevölkerung und kompensieren Katastrophen aller Art mitunter sehr schnell und effektiv, allerdings ist die Lebensqualität dann überwiegend deutlich schlechter und Gewalt gehört zur Tagesordnung. Die Regel 50:50 ist also ein Effekt der patriarchalen Überbevölkerung und der Wahrscheinlichkeitsrechnung, eine erstaunliche, mathematische Annäherung an die Ideologie der Monogamie des Menschen.

Konsequenzen für die Frauenpolitik

Eine Zementierung des Geschlechterverhältnisses von 50:50 in der Politik wird uns, wie oben gezeigt, im wahrsten Sinne des Wortes nicht gerecht und fördert das Patriarchat. Der sich am Gerechtigkeitsgefühl orientierende Konsens hätte mittelfristig fatale Folgen, würde sich der wachsenden Männerzahl anpassen und die Politik würde immer männerlastiger und damit auch immer patriarchaler. Das blüht uns Frauen, wenn die sogenannte Gerechtigkeit die Oberhand behält, statt das Patriarchat an seiner Wurzel (lat. radix) zu packen, d.h. echten radikalen Feminismus zu betreiben.14Eine gute Begriffserklärung liefert Broens 2022. Gäbe es kein Patriarchat, d.h. könnten Frauen ihre evolutionäre Female Choice frei ausüben, gäbe es weltweit nicht nur keine Überbevölkerung, sondern einen weit höheren Frauenanteil als 50%. Das monogame Paar aus Mann und Frau ist das patriarchale Konstrukt, das den biologischen Vater als Herrscher installiert und den vereinzelten Mann mit Zuwendung, Geborgenheit und Angehörigkeit versorgt. Das Konstrukt ist nachweislich dysfunktional, wogegen eine Population mit höherem Frauenanteil bzw. matrifokaler Lebensweise nachweislich stabil und in jeglicher Hinsicht gesund ist. Aus Fürsorge für die Bevölkerung, um das Patriarchat zurückzudrängen, müsste daher ein deutlich über 50%-Anteil Frauen in der Politik gefordert werden. Die Frauenquote, gefordert von Politikerinnen, war zumindest ein Schritt in diese Richtung. Aber hat das auch eine bessere Politik hervorgebracht? Insbesondere die Parteien, die eine Frauenquote eingeführt haben, sind inzwischen die Beweisführung angetreten. Die Koalitionen aus SPD, Grünen müssten demnach eine für Frauen und damit auch für die gesamte Bevölkerung entlastende Politik betreiben, und zwar nicht nur in Hinblick auf Teilhabe, sondern auf Finanzen, Gesundheit und Gewaltschutz.

Das Private ist politisch; kein Satz des Feminismus ist so bedeutsam. Der Soziologe Ulrich Beck schrieb dazu: „Dass auch die Verhältnisse hinter den Mauern der Privatsphäre nicht immer in den traditionellen Mustern von Ehe und Familie, Männer- und Frauenrolle ablaufen müssen, hatte der historisch Kundige geahnt, musste aber erst durch Enttraditionalisierungen in das Wissen, mehr noch: in die Entscheidung hineingeholt werden. Dem Gesetzgeber steht weder das Recht noch die Möglichkeit offen, hier hineinzuregieren. Die ‚Nebenregierung der Privatheit‘ kann die Verhältnisse des Zusammenlebens ohne Gesetzesvorlage und Beschlußfassung hier und jetzt verändern und tut dies auch, wie die emporschnellenden, querliegenden, wechselnden Lebensverhältnisse verdeutlichen.15Beck 1986, S. 369 f Eine Politik, die das Private in Ruhe lässt, ist also einerseits gut, denn so können sich Frauen das Patriarchat im Rahmen des ihnen Möglichen vom Halse halten, z.B. indem sie einfach keinen Mann ins Boot holen. Andererseits passieren gerade hinter verschlossenen Türen immer noch die schlimmsten Verbrechen an Mädchen und Frauen durch ihre Partner oder männlichen Verwandten.

Wir können heute sogar feststellen, dass das Private von der Politik mehr als je zuvor gesteuert wird, auch wenn lange die Forderung im Raum stand, dass die Politik sich herauszuhalten hat. Letzteres nützt vor allem Männern, das haben Feministinnen schon der ersten Stunde angemahnt und seitdem forderten sie das Wahlrecht, das Recht zur Berufstätigkeit, den Unterhalt für geschiedene Frauen, das Recht, ein Konto zu eröffnen, die Abschaffung der Vergewaltigung in der Ehe und allgemeinen Gewaltschutz. Zwar üben die meisten Ministerien direkten Einfluss auf Frauenleben aus, aber im Ministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend (BMFSFJ) sowie dem Justizministerium wurden und werden die wesentlichen Gesetze gemacht. In diesen Ministerien wirkten in den letzten Jahrzehnten immer wieder Frauen und die Zahl der Ministerinnen war insgesamt noch nie so hoch wie in der Legislaturzeit der Ampelkoalition aus SPD, Grünen und FDP. Es gab zwischenzeitlich sogar 4 Ministerpräsidentinnen, Manuela Schwesig (MV) und Anke Rehlinger (Saarland, nach Annegret Kramp-Karrenbauer), Franziska Giffey (Berlin, reg. Oberbürgermeisterin), wobei die vierte, Malu Dreyer (RlP) nach 11 Jahren zugunsten eines Mannes aus gesundheitlichen Gründen zurücktrat. Die bislang einzige Bundeskanzlerin Angela Merkel trat nach 16 Jahren amtsmüde zurück und wurde ebenfalls per Bundestagswahl durch einen Mann ersetzt. Mit der Bundestagswahl 2025 sitzt wieder ein Mann im Kanzleramt.

Was macht weibliche Politik eigentlich aus? Die FDP-Politikerin und ehemalige Justizministerin Sabine Leutheusser-Schnarrenberger meint, „Frauen hätten möglicherweise eine andere Führungsweise als Männer, pflegten einen gewissen Teamgedanken und das ‚Verständnis für die Partizipation Vieler‘. Aber natürlich wollten sie auch Macht ausüben und sähen das eben nicht mehr als etwas Negatives, sondern als Gestaltungsmöglichkeit, die sie genau wie die Männer nutzen wollten.16Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. (Köhler 2018)

Und genau hier liegt das Problem, Frauen wollen einen Teil vom Kuchen, völlig zurecht, aber es ist ein vergifteter Kuchen. Das führt letztlich zu einem Dilemma. Alle Frauen, die keine politische Macht haben, sind männergesteuert, aber Frauen in der Politik sind es erst recht. Denn das Patriarchat bleibt ja bestehen, doch nun dürfen sie andere Frauen mitbestimmen, jedoch immer im Rahmen der patriarchalen Vorgaben. Sonst kämen sie gar nicht an die Macht, würden in ihrer Parteilaufbahn von Parteifreunden und -genossen ausgebremst. Jede Frau, die mit viel feministischem Idealismus in eine Partei eingetreten ist, ist nach Jahren nicht wieder zu erkennen. Dass Frauen jetzt Politik gegen Frauen machen, gehört nun untrennbar dazu. Frauen haben also mit der Emanzipation das Recht bekommen, Frauen zu verraten, und ihr Spielraum, für Frauen etwas zu verbessern, ist beinahe ungebrochen gering. …

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LITERATUR

  • 1
    Gertrude Guillaume-Schack (1845-1903), geb. Schack von Wittenau, war eine Aktivistin der zweiten Internationale, Frauenrechtlerin und Gründerin des Deutschen Kulturbundes.
  • 2
    NWVZ vom 15.3.1885, S. 2
  • 3
    Privater Feminismus ist sicherlich so alt wie das Patriarchat. In der Französischen Revolution entwickelte sich erstmals eine Bewegung.
  • 4
    Diese Zahlen erhob der amerikanische Ethnologe William Tulio Divale 1972 bei sog. Naturvölkern. Obwohl sie Populationen betreffen, die keine offene Manipulation der Reproduktion vornehmen, handelte es sich dennoch um Völker, in denen Ehen geschlossen werden, also patriarchalisierte Völker. Divale hatte die Prinzipien von Matrilinearität und Patrilinearität und deren Zustandekommen nicht durchstiegen, wie ich es bereits an anderer Stelle (Uhlmann 2012) ausgeführt habe. Die Zahlen können damit nicht den Anspruch erheben, das natürliche sekundäre Geschlechterverhältnis der Spezies Homo Sapiens widerzuspiegeln.
  • 5
    Sexuelle Selektion nach Darwin: vollständig freie Wahl des Sexualpartners durch die Weibchen. Siehe verlinkter Text.
  • 6
    Das Matrifokal bezeichnet „ein real vorhandenes, naturgemäßes, dynamisches Habitat, das von Beginn des Menschseins als existenzsichernde Schutzsphäre für die Mütter und ihren Nachwuchs fungierte. In der Regel bestehend aus konsanguinen Angehörigen beiderlei Geschlechts innerhalb der frühen matrilinear und matrilokal sowie generationsübergreifend lebenden Menschengruppen. Was bedeutet: durch Geburt verwandte Menschen interagierten in ihrem Alltag in überschaubaren mutterbasierten und geschwisterbezogenen Fürsorge-Gruppen, in denen in der Regel jedes Individuum von der Geburt bis zum Tod, integriert und geborgen lebte.“ (Gogolin 2022)
  • 7
    Ich definiere das Matridurat als ein Matrifokal (vgl. Gogolin 2022), das vom Patriarchat umgeben und bedroht ist und sich erfolgreich, bewusst und resilient mit Regeln und/oder mittels Verteidigung gegen die patriarchale Einverleibung schützt.
  • 8
    Vgl. Uhlmann 2024
  • 9
    Vgl. ScienceVega 2024
  • 10
    Vgl. Song/Zhang 2024
  • 11
    Krapp 2024
  • 12
    In der Studie wird noch differenziert: „In most dioecious species, especially mammals, the population-level sex ratio (fraction of males) at birth, or PSR, is approximately 0.5, meaning that roughly equal numbers of males and females are born in a population. This parity is commonly explained by Fisher’s principle, an idea that can be traced back to Charles Darwin, Carl Düsing and Ronald Fisher„. (Song/Zhang 2024)
  • 13
    Eisler 2005, S. 233
  • 14
    Eine gute Begriffserklärung liefert Broens 2022.
  • 15
    Beck 1986, S. 369 f
  • 16
    Sabine Leutheusser-Schnarrenberger in einem Interview mit dem Deutschlandfunk. (Köhler 2018)
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